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1/5/2021 0 Comments

Geburtstag

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Heute fahren wir nirgendwo hin, Heute feiern wir.
Helga hat ihren 80. Geburtstag und sie hat mich zu Edi und Angelika in ihr Lokal La Barca eingeladen.
Dei beiden stammen aus Singen und sind bereits seit 40 Jahren hier in Algarrobo-Costa, betreiben hier um die Ecke ihr Restaurant mit vorwiegend deutscher Küche.
Es gibt Kürbissuppe, die passt bestens zum Klima, denn es ist tatsächlich kühler geworden. Wir sitzen heute auch nicht draussen, Edi hat uns im Restaurant aufgedeckt. Draussen geht heute eine kalte Brise. Einzig an der Sonne ist es etwas wärmer, aber für ein gemütliches Mittagessen passt es drinnen besser.
Helga freut sich über den schön gedeckten Tisch, die Rosen, die ich extra besorgt habe und mein Buch, das ich ihr geschenkt habe .
Das Essen ist währschaft. Es gibt einen Lammbraten, der sehr gut schmeckt, mit Kartoffeln und Bohnen.
Es ist ein gemütliches Essen und wir haben Zeit, über vieles zu sprechen. Auch Edi und Angelika sich an den Nebentisch, erzählen von ihrer Anfangszeit hier. Edi ist damals mit seinem Vater hergekommen, als die ersten Wohnblöcke hier gebaut wurden. 1971 war es, darum heisst das Haus auch so. Es sind vier Blöcke, die ich bereits auf den Fotos von Francisco gesehen habe. Auch Edi hat in seiner Speisekarte Fotos aus der Anfangszeit des Tourismus in dieser Gegend. Von damals, als hier nur ein paar Fischerhäuser standen und dahinter alles noch Agrarland war.
Von Edi war auch der Tipp mit dem Aquarium, das wir gestern besucht hatten.
Zum Dessert gibt es ein Tiramisu zum Cafe Solo. Helga freut sich so, dass sie mindestens 10 Jahre jünger scheint, als sie ist.
Ein sehr schöner Nachmittag, dem eigentlich gar nichts beizufügen ist, ausser HAPPY BITHDAY HELGA, schön, dass wir uns getroffen haben.
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1/4/2021 0 Comments

Wasser und Luft

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Heute fahren wir nach Benalmadena. Das ist ein neuerer Ferienort gleich neben Malaga. Unser Ziel ist das Aquarium, das da im Hafen steht.
Begrüsst werden wir von einem Stachelrochen, der in einem runden Pool schwimmt und immer wieder auftaucht, seinen flachen Körper aus dem Wasser streckt und mit Flossen und Schwanz, ja mit dem ganzen Körper Wellen schlägt. Fast sieht es aus, als ob er aus dem Wasser springen will. Und tatsächlich erklärt eine Informationstafel, dass Rochen sehr wohl kurz aus dem Wasser springen können. Ein eigenartiger Fisch mit seinem breiten flachen Körper, den winzigen Augen und den Nasenöffnungen und dem Mund am unteren Teil. Fast sieht es aus, als ob er lächeln würde. Mindestens scheint er sehr neugierig zu sein.
Ich sehe mir seinen Pool, den er mit verschiedenen anderen Fischen und Artgenossen teilt, etwas genauer an und entdecke tatsächlich eine Krippe. Eine Krippe für die Fische, was für eine lustige Idee.
 In den nächsten Aquarien, die an den Wänden angebracht sind, finden wir verschiedene Fische. Aber auch andere Kreaturen, wie farbige Seeanemonen, die sich im Wasser wiegen oder flach an den Steinen kleben.
Sehr hübsch sind die Seepferdchen, von denen es ganz verschiedene Sorten gibt. Eine Sorte ist gelb, andere sind hell mit braunen Streifen oder Tupfen. Eine Sorte ist gar wie eine Giraffe gezeichnet. Sie schweben mayestetisch aufrechts durch das Wasser oder schiessen mit vorgerecktem Kopf schnell hinter eine Wasserpflanze. Dass die Pflanzen wahrscheintlich oft aus Plastik sind, stört mich etwas. Doch weiss ich, dass das auch in den privaten Aquarien oft so ist. Was für den Zuschauer schön aussieht, ist für die Tiere Fake.
In einem grossen hohen Behälter schwimmen die geheimnisvollsten Wesen. Schleierhafte Medusen, körperlose Quallen, die nur aus einem Schleier zu bestehen scheinen. Eleganz pumpen sie sich durch das Wasser.
Im Tunnel durch den wir jetzt kommen, schwimmen die Fische über uns. Ein eindrücklicher Riffhai zieht da seine Kreise, eine Wasserschildkröte paddelt über unseren Kopf. Die ganze Athmosphäre in diesem grossen Aquarium ist tatsächlich, als ob man unter Wasser wäre. Und das Fotografieren ist eine Herausforderung. Keine Sekunde stehen die Fische da. Immer ist da eine Flosse, ein Schwanz, der im Moment des Abdrückens gedreht wird und das Bild unscharf machen, die ganze Szene verändert. Doch Helga und ich lassen uns nicht einschüchtern, versuchen so viele Informationen wie möglich aufzunehmen und soviel als möglich in unsere Kameras einzufangen. Auch den Piranja, der uns von seinem Platz zwischen den Ästen anstarrt, oder der Clownfisch, der seine Runden durch die Korallen dreht. Es gibt auch noch eine kleine Abteilung von Landtieren. So entdecken wir die auffälligen Giftfrösche aus dem Amazonas, Leguane und eine Python. Die Stabheuschrecke ist erst nach intensiver Suche sichtbar.
Alles in allem ein wirklich sehr schönes Aquarium mit vielen Informationen, sehr vielen verschiedenen Fischen und einer hübschen Kinderabteilung im oberen Stock.
Nach dieser Unterwasserwelt tauchen wir auf und schlendern durch die imposante Hafenanlage. Es ist eine sehr spezielle Bauweise mit vielen Appartments zu denen es hier überall auch den Hafenplatz gibt. Imposante Segeljachten liegen hier. Rund um den Hafen gibt es modische Boutiquen und elegante Restaurants. Wir finden eine kleine Bar. Die Sonnenplätze sind fast alle besetzt, aber hinten gibt es noch einen hohen Tisch, an dem wir uns einen kleinen Imbiss servieren lassen. Fast alles ist geschlossen, ausser in diesem Lokal ist kaum jemand unterwegs. Corona oder Januar. Wer weiss schon genau, was der Grund ist. Nach dem Essen bummeln wir noch ein wenig durch die Anlage. Benalmadena ist tatsächlich ein sehr mondäner Hafen. Er wurde 1995 von einem britischen Magazin zur besten Marina der Welt ausgezeichnet. Im Hafen haben 1000 Jachten Platz.
Im Sommer werden Ausflüge mit verschiedenen Segelschiffen angeboten, jetzt ist auch dieses Business stillgelegt.
Im Hinterland liegt das alte Dorf oben am Berg. Benalmadena-Dorf. Das ist unser nächstes Ziel, denn dort gibt es eine buddhistische Stupa, die leider heute geschlossen ist, weil es Montag ist. Aber der kleine Thaitempel daneben ist offen. Darin befindet sich ein Mariposario, ein Schmetterlingshaus.
Schon als wir eintreten fängt mich der Zauber dieses Ortes ein. Blaue Morpheo-Schmetterlinge umflattern uns, setzen sich an die Futterstelle und schliesen ihre Flügel. Zeigen die braunen Aussenflügel mit den grossen Punkten. Auch Glasfalter gibt es, deren Flügel komplett durchsichtig sind. Ich vergesse mich komplett. Schleiche durch den Park, lauere auf Schmetterlinge, warte bis sich Flügel öffnen, bis ein Schmetterling auf dem Blatt landet, auffliegt, seine Flügel öffnet.
Und dann habe ich Glück. Ein blauer Morpho umflattert aufgeregt einen anderen, der auf der Erde steht. Das muss ein Balztanz sein, das Männchen gibt nicht auf. Ich kann mich in Position stellen, ja ich habe sogar noch Zeit, die Slow-Motion meiner Kamera einzuschalten, die Werbung geht weiter. Und bei dieser Gelegenheit kann ich das wunderbare Blau aufnehmen, das sonst fast nicht zu sehen ist, weil der Schmetterling immer weiter fliegt oder unbeweglich mit geschlossenen Flügeln stehen bleibt.
An einem anderen Ort entdecke ich eine ganze Kolonie von offensichtlich toten grossen Schmetterlingen. Die riesigen Falter mit über 10 cm Spannweite sehen aus, als ob sie auf den Pfosten aufgepinnt wären. Doch dann entdecke ich das Schild: Nicht berühren, sie leben.
Tatsächlich, es sind Nachtfalter, Götterbaumspinner. Sie warten bis es Nacht wird. Warum sich alle hier am gleichen Stamm sammeln, verstehe ich nicht, auch nicht, warum sie mit aufgespannten Flügeln hier sind. Die meisten Schmetterlinge schliessen die Flügel, wenn sie irgendwo aufsetzen. In einem Schaukasten ganz hinten im Gehege gibt es noch mehr von diesen 'Motten'. Ich habe sie nicht fotografiert, weil ich überzeugt war, dass sie tot sind.
Dafür habe ich die Vögel fotografiert, die ebenfalls hier wohnen. Die Wellensittiche, die speziell gefärbte grün-weisse Taube mit der schwarzen Kopfpartie. Und vor allem der bunte kleine Vogel, der gerade dabei ist, in einem hohlen Ast sein Nest zu bauen. Immer wieder kommt er mit einem Zweig angeflogen, und verschwindet in der Höhle. Es ist eine Goldamadine. Ihr Name ist so schön, wie der ganze Vogel.
Und als ich glaube, alles gesehen zu haben, hoppelt doch tatsächlich noch ein kleines Wallaby durch die Anlage.
Und da ist ja auch Helga wieder. Wir waren beide völlig gefangen von all den Schmetterlingen, auf der Jagd nach guten Aufnahmen haben wir die Zeit vergessen.
Für mich ist es das schönste Schmetterllingshaus, in dem ich je gewesen bin. Und dabei bin ich schon in einigen gewesen. Und auch in der Natur liebe ich es immer wieder, den Schmetterlingen hinterher zu jagen.
Schmetterlinge sind fliegende Blumen.
Eigentlich wollten wir den Sonnenuntergang von hier beobachten, aber die Sonne wird hinter den Hügeln untergehen und ausserdem stören drei hohe Krane das Bild. Auch nach Sonnenuntergang um die erleuchtete Stupa zu gehen, was Glück bringen soll, müssen wir aufgeben, denn der Zugang ist abgesperrt. Glück hatten wir heute trotzdem sehr viel. Ganz ohne Beschwörung.

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1/2/2021 1 Comment

Guadix

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Beim ersten Sonnenaufgang des neuen Jahres lag ich noch tief im Schlaf. Heute, am 2. Januar aber treffen wir uns bei den ersten Strahlen. Helga und ich starten zu einem neuen Ausflug. Fast zwei Stunden dauert die Fahrt, die uns in die Berge führt. Weiss grüssen die Gipfel der Sierra Nevada hinter Granada. Vor einer Stunde, schien uns die Sonne auf der Autobahn direkt ins Gesicht bei ihrem Aufstieg über dem Meer und jetzt ist sie plötzlich kaum mehr zu erkennen. Die Wolken wallen vor uns, es wird merklich kälter. Ein Grad, Null Grad, ja gar Minus ein Grad zeigt das Aussen-Thermometer des Autos an. Und draussen liegt jetzt tatsächlich Schnee. Zuerst glaubte ich noch an Raureif, an eine Überzuckerung der ganzen Gegend, doch dann sehe ich eine Verkehrstafel die eine Hut trägt, es hat hier über Nacht tatsächlich geschneit.
Ich bin verblüfft und Helga höchst erfreut. Mit Schnee haben wir auf gar keinen Fall gerechnet. Verschneite Pinienwälder und später Olivenbäume im Schnee geben ein sehr schönes Bild, ich muss unbedingt an der nächsten Tankstelle anhalten, um einen Blick in die Landschaft zu werfen. Wir sind hier auf 1300 m inmitten einer weissen Hochebene. Weit hinten grüsst die blaue Berkkette der Sierra Nevada, während wir versuchen die verzauberte Landschaft einzufangen.
Bald darauf verschwindet der Schnee, wir sind wieder etwas tiefer. Jetzt staunen wir über die Felsformationen, die uns an die skurilen Formen von El Torcal erinnern. Es ist Kalktuff, weicher Stein und der Grund, unseres heutigen Ausfluges.
Von weitem grüsst uns jetzt Guadix mit einem imposanten Turm und der Kathedrale auf einer kleinen Anhöhe. Die Strasse führt geradewegs zur Kathedrale, führt einmal rundum und durch einen schmalen Torbogen. Wir stehen auf dem Hauptplatz von Guadix, der Stadt mit den Höhlenwohnungen.
Am Rand des Platzes gibt es noch einen Parkplatz, als wäre er für uns bestellt. Die Touristeninformation ist auch gleich hier und die nette Dame stattet uns mit einem Stadtplan aus und zeigt, wie wir die Höhlen finden können, die am Rande der Stadt in das weiche Gestein gegraben wurden. 
Doch zuerst kehren wir zu einem Cappuccino ein und erleben eine wahre Überraschung. Der Cappuccino ist mehr Dessert, als Morgenkaffee, schmeckt aber fein. Süss und sündig.
Danach machen wir uns auf den Weg. Das Auto können wir stehen lassen, es sei heute eh nichts los, hat die nette Frau der Tourist-Info gesagt. Auch seien leider die meisten Museen in Guadix geschlossen. So auch die Alcazaba, die maurische Festung, an der wir vorbei kommen. Und die Kirche Santiago mit dem schönen Turm. Bald haben wir den Stadtrand erreicht, die Häuser sind jetzt ganz anders. Es sind nur noch Fassaden, die vor die Felsen gestellt sind. Weiss gestrichen, meist rund, so wie auch die Strassen die jetzt runde Bogen machen und nicht mehr rechteckig eingeteilt sind. Wir sind im Viertel mit den Höhlenwohnungen. Schon bei der ersten Biegung entdecken wir das Museum. 'Bitte läuten' steht bei der Klingel und kurz darauf kommt ein Mann. Er schliesst die Türe hinter dem Vorhang auf, und lässt uns eintreten. "Seht Euch um und wenn ihr gehen wollt, läutet ihr, ich komme dann wieder zum schliessen." Es ist spannend, was sich hinter der weissen runden Fassade versteckt. Es sind verschiedene Räume die in den Fels gegraben wurden. Gewohnt wurde hier noch bis vor 15 Jahren. Danach wurde das Haus als Museum eingerichtet und es werden viele alte Gegenstände darin gesammelt. Wir sehen eine Küche mit einer grossen Feuerstelle, ein Schlafzimmer, Wohnzimmer, Werkstatt, Boutique. Die Räume bleiben auch im Sommer kühl und im Winter braucht man nur in den kältsten Monaten zu heizen.
Bevor wir gehen, kommt der Mann mit einem Paar zurück. Die beiden wohnen in Malaga und interessieren sich für die Ferienwohnungen, die gleich nebenan zur Verfügung stehen. Wir dürfen mit und sehen, wie man heute in den Höhlen wohnt. Es ist alles da, eine moderne Küche, ein Eisenofen, Schlafzimmer, ein einfaches Bad. Was das kosten würde, will ich vom Besitzer wissen. Sein Haus kann Gruppen von bis 9 Personen beherbergen. Für zwei Personen ist der Preis 250 Euros/Woche.
Wir verabschieden uns von den anderen, schlendern weiter, folgen den runden Strassen und merken irgndwann, dass wir eigentlich auf den Häusern laufen. Neben uns ragen Kamine aus dem Erdboden. Unter uns sind Räume. Wir sind jetzt an einem wunderbaren Aussichtspunkt. Zwar nicht der offizielle, von dem uns das Paar aus Malage herüberwinkt, aber die Aussicht ist mindestens ebenso gut. Ich kann jetzt aber verstehen, dass die Menschen, die hier wohnen, keine Freude haben, wenn Touristen unkontrolliert durchs Quartier streunen und sich überall auf den Dächern und den kleinen Weglein aufhalten. Heute aber sind wir die einzigen Touristen und wir werden freundlich gegrüsst. Auch der Mann, der gerade Sand aus seinem Haus schaufelt und möglicherweise eine alte Höhle renoviert, nickt uns zu.
Wir kommen zur Kirche mit dem grossen Platz davor. Leider ist auch diese geschlossen.
Also gehen wir zurück zum Hauptplatz in die Stadt. Kommen bei der Kathedrale vorbei, beim hohen Turm, den wir schon von weitem gesehen haben.
Beim Restaurant, wo wir am Morgen den Super-Cappuccino getrunken haben, sind die Tische draussen aufgestellt. Der Kellner erklärt uns das Menu und wir bestellen. Und werden völlig überfahren.
Helgas Vorspeise entpuppt sich als ein Teller Paella und meine gefüllten Peperoni könnten auch schon allein ein Menu sein. Beim Hauptgang werden wir komplett überfordert. Wir kämpfen tapfer, müssen aber einen Teil von Helgas Schweinshaxe und meinem Schweinsfilet zurück gehen lassen. Auch das Dessert 'Pan de Calatrava' können wir nur noch versuchen. Es ist ein in Ei und Milch getränkter Kuchen. Typisch für die Festtage, aber eindeutig viel zu schwer nach unseren zwei Gängen. Da kann nur noch ein Kaffee helfen.
Inzwischen haben ein paar Wolken die Sonne versteckt und es ist kalt geworden. Wir gehen zum Auto, drehen die Heizung auf und fahren zurück. Wieder einmal randvoll mit neuen Eindrücken und feinem Essen.
Schnee haben wir ausser auf den Bergen der Sierra Nevada keinen mehr gesehen.
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12/31/2020 0 Comments

Silvester

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Die letzten zwei Tage des Jahres. Was macht man da noch? Nicht viel. Ich ruhe mich aus von der gestrigen Wanderung, lasse sie noch einmal Revue passieren, versuche den Ausflug in Worte zu fassen.
Und was war mit dem Jahr? Dieses eigenartige 2020 in dem nichts so war wie es geplant war. Für niemanden. Die ganze Welt stand Kopf. Steht sie jetzt noch. Meine Pläne vom Reisen sind etwas geschrumpft. Aber doch nicht ganz aufgegeben. Immerhin sitze ich hier in Spanien. An der Sonne. Schlemme mich durch die ganzen Fische und Meeresfrüchte, unternehme Ausflüge, bin in Kontakt mit ganz vielen Freunden auf der ganzen Welt. Zugegeben, nur virtuell, aber immerhin. Ich lebe meinen Traum. Trotz allem. Dass ich meinen Haushalt aufgegeben habe, dass ich jetzt von Tag zu Tag, von Monat zu Monat lebe, ist noch immer wunderbar. Ich darf darauf vertrauen, dass es spannend weiter geht. Und ich bin ganz sicher, dass ich im neuen Jahr nach Südamerika gelange. Oder nach Südostasien, oder nach Schottland, Griechenland. Eigentlich ganz egal. Ich will im Moment einfach unterwegs sein.
Ich gehe zum Jachthafen, ins El Camarote. Bestelle die grossen Tigercrevetten. Emilio scheint mich gar nicht mehr zu kennen. Mein Coiffeurbesuch heute morgen scheint zu wirken. Neues Jahr, neue Frisur. Eigentlich dachte ich, dass ich warten könnte, bis ich wieder zu Hause bin. Doch die Fotos von gestern haben mich eines besseren gelert.
Die Coiffeuse war zwar kompetent und sie hat mich vor allem auch gleich bedient, aber sie hat kaum mit mir gesprochen. Obwohl sie zuerst meinte, dass ich gut spanisch spreche, hat sie trotzdem ihr Gespräch mit der jungen Angestellten und der anderen Kundin nicht unterbrochen, hat über meinen Kopf hinweg gelacht und gescherzt. Nicht über mich, das hätte ich gemerkt, nein einfach den ganz normalen Small Talk in einem schnellen Spanisch, so dass ich nicht folgen konnte. Doch was solls, wichtig ist, dass ich mich jetzt wieder besser fühle und dass mich Emilio dann doch noch erkennt, als ich die Maske ausziehe. 
Am Abend gehe ich zum Fischerhafen, sehe die Sonne untergehen. Rot-golden wie fast jeden Abend.
Silvester. Ich bin unterwegs in Caleta de Velez. Will endlich rausfinden, wo der Stier genau steht. Helga ging ihm einmal am Strand entgegen, lief bis ans Ende der Promenade, doch er war noch nicht dort, thront weiter weg auf einem Hügel. Irgendwo dort wo die Sonne untergeht. Manchmal bei guter Sicht kann man ihn vom Fischerhafen her sehen.
Heute suche ich ihn mit dem Auto. Natürlich finde ich ihn. Ausserhalb des Dorfes, nach dem Fluss, der ins Meer fliesst steht er stolz oben auf dem kleinen Hügel. Es gibt keine Strasse und keinen Weg hinauf, jedenfall nicht von da wo ich stehe. Also muss die Foto von unten genügen. Der Toro, das Sinnbild von Spanien. Eigentlich eine Werbung für einen Brandy wurde er zum Sinnbild von Spanien. Überall steht er an erhöhter Stelle, überblickt das Land.
Auf dem Rückweg entdecke ich am Strassenrand einen Losverkäufer. Das Gewinnerlos von El Gordo habe ich bei mir, das könnte ich im alten Jahr noch einlösen. Doch dabei lerne ich wieder etwas neues. Die verschiedenen Losverkäufer verkaufen verschiedene Lossysteme. Für mein Los muss ich zur Nationalen Lotterie und die hat im Moment geschlossen. Grad will ich ins Auto einsteigen, da erreicht mich der Anruf von René. "Hast du die 12 Trauben?" will er wissen. Die 12 Trauben? Ja natürlich, die hätte ich doch glatt vergessen. An Silvester ist es üblich, um Mitternacht bei jedem Glockenschlag eine Traube zu essen und dabei an die kommenden Monate zu denken. Wenn beim letzten Glockenschlag keine Traube mehr übrig bleibt, bringt das Glück und Reichtum im nächsten Jahr. Ausserdem trägt man rote Unterwäsche.
Danke René, hätte ich glatt vergessen. Zum Glück hat der kleine Laden auf der anderen Strassenseite die Trauben bereits abgepackt bereit. Jetzt bin ich also gerüstet für diese letzte Nacht des Jahres.
Am Nachmittag möchte ich wieder einmal ins Viuda, doch das ist geschlossen, da liegt nur eine rote Katze auf einem der Tische und hält die Stellung.  Also gehe ins Baobab. Das ist eine der Strandbeizen, die jetzt zu den Festtagen wieder geöffnet hat. Kurz vor fünf Uhr gibt es Musik. Ein Duo spielt und verbreitet innert kürzester Zeit so eine gute Stimmung, dass fast alle mit dem Takt mitgehen und ein Paar sogar tanzt. Leider dauert das ganze nicht lange. Kurz vor sechs packen die beiden zusammen, das Restaurant schliesst um sechs. Es war ein kurzer Moment der Alegria, ein kurzer Moment in dem man glauben konnte, es wäre alles wieder in Ordnung.
Um MItternacht habe ich zwar keine Glockenschläge gehört, aber ich habe die Trauben relativ zügig gegessen. Es steht also nichts mehr im Wege, dass das neue Jahr ein Erfolg wird. Am Strand haben ein paar Leute ein Minifeuerwerk gezündet, dann kehrte Stille ein.
Ich wünsche allen, die diesem Blog folgen ein erfolgreiches 2021, auf dass die Wünsche in Erfüllung gehen, auf dass sich neue Perspektiven zeigen. Vertrauen wir auf die Zukunft und leben wir im Hier und Jetzt.
Danke, dass es Euch gibt.
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12/29/2020 1 Comment

Alcazaba

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Hoch über Malaga thront die Burg Gibralfaro. Diese Burg ist heute unser Ziel. Eigentlich wollte ich mit dem Auto hinauf fahren, weil ich auf meinem Plan ein Parador-Hotel und einen Parkplatz bei der Burg entdeckt habe. Doch Helga lacht mich aus, dass wir den Aufstieg zu Fuss schaffen sollten und mein Navi weigert sich, eine Strasse hinauf zu finden.
Also stellen wir das Auto ins Parkhaus beim Centre Pompidou im Hafen und nähern uns dem Aufstieg zur Burg. Natürlich bin ich es, die den Lift entdeckt. Es gibt tatsächlich einen Lift, der uns zwar nicht zur Gibralfaro fährt, aber immerhin mitten in die Alcazaba, den Palast der Mauren, der auf den Überresten einer phönizischen Burg gebaut wurde. Ein wenig erinnert die Alcazaba an die Alhambra von Granada. Sie ist allerdings viel kleiner und es musste sehr viel rekonstruiert werden. In den Räumen sind einige Wände nur weiss verputzt und weisen nicht mehr die vielen Ornamente auf, die sich an einigen Torbogen und Fenstern erhalten haben.
Aber der Zauber der maurischen Architektur ist immer noch sichtbar. Die einfache unaufdringliche Schönheit der Formen. Die Innenhöfe mit den Wasserbecken, die von schlanken Säulen flankiert werden, haben eine ganz eigene Eleganz. Auch ein kleiner Garten mit gepflegten Buchsrabatten gehört dazu und immer wieder Wasserspiele. Wasserbecken im Boden eingelassen oder etwas erhöht. Und immer fliesst Wasser. Die Mauren haben die Kunst der Wasserleitungen optimiert. Ganz ohne künstliche Hilfsmittel wie Pumpen, nur mit dem Wasserdruck. Darum sind die Wasser auch so unaufdringlich. Ruhig fliessendes Wasser ergiesst sich in die Becken und lässt das Spiegelbild kaum erzittern.
Mich faszinieren immer wieder die wunderschönen Böden. Mit Kieselsteinen wurden Ornamente angelegt, wie man sie noch heute in vielen Gassen in ganz Andalusien sieht. Aber auch mit Terakotaplatten oder mit Backsteinen und in allen Kombinationen wurde gestaltet. Jeder Boden, jeder Weg ist anders.
Da wir so locker mit dem Lift hinauf gefahren sind, können wir jetzt den Abstieg umso besser geniessen. Hier gibt es viele Tore mit verschiedenen Rundbogen, kunstvoll gestaltete Mauern, üppige Gärten. Orangenbäume voller reifer Früchte, ein paar letzte Blumen begleiten uns, bis wir wieder unten auf dem Level der Stadt sind.
Jetzt haben wir uns eine Pause verdient, in einem nahen Restaurant kehren wir ein, lassen uns einen Kaffee und ein Croissant schmecken und staunen beim Bezahlen der Rechnung nicht schlecht. Das scheinen Schweizer Preise zu sein. Noch nie haben wir 16 Euro für 2 Kaffee und Gipfeli bezahlt.
Frisch gestärkt machen wir uns an den Aufstieg. Dass die Buslinie 35 auch hinauf fahren würde, übersehen wir geflissentlich. Wir wollen es selber schaffen.
Es geht steil bergwärts. Zum Glück gibt es am Wegrand immer wieder etwas zu sehen. Ein paar Blumen, fantastische Bogainvilleas, die wir fotografisch festhalten oder eine Pflanze, die wir besprechen müssen. Und erst die Aussicht. Wir müssen immer wieder überprüfen, wie weit man ins Innere der Stierkampfarena sieht. Zuerst sieht man nur die runde Form der Arena, weiter oben kann man die oberen Ränge erkennen, erst von ganz oben sieht man auch den gelben Boden der Arena. Leute können wir keine erkenne, es scheint, dass die Arena nicht offen ist. Vielleicht kann man sie gar nicht besichtigen. Es ist eindrücklich, wie sich die Wohnhäuser um die Arena gruppieren, doch sie lässt sich nicht erdrücken, behauptet ihren Platz inmitten des neuen Malaga.
Auch das Ayuntamiento, das Gemeindehaus von Malaga kann man von hier oben gut sehen. Dort wird im Moment eine grosse Krippenanlage ausgestellt. Später wollen wir die noch besuchen.
Doch im Moment geht es aufwärts. Wir sind nicht die einzigen auf dem Weg, immer wieder überholen uns Junge Menschen. Sie sind flott unterwegs und kommen uns bald darauf auch wieder entgegen. Doch uns kann das nicht einschüchtern. Wir gehen hinauf. Manchmal nehmen wir die Maske ab und setzen sie wieder auf, wenn uns jemand entgegen kommt. Ich bin immer wieder überrascht, wie gut sich die Leute an die Maskenpflicht halten.
Irgendwann haben auch wir es geschafft, wir sind in der Burg und natürlich müssen wir hier alles erkunden. Auch den Rundgang auf der Mauer schaffen wir noch, besichtigen den Garten mit den vielen verschiedenen Pflanzen, den Brunnen, und den Schautafeln, die die typischen duftenden Blüten und Gewürze  erklärt: Yasmin, Lavendel, Lorber, Orangen, Myrte und noch viele andere.
Nachdem wir auch ganz oben auf dem Wachturm bei den flatternden Fahnen waren und dort einen Regenbogen in den Bergen beobachten konnten, kehren wir zurück in den Hafen. Nach einem Bummel durch die kleinen Parks geniessen wir ein feines Nachtessen. Da die Restaurants um 18.00 Uhr schliessen und oft schon vorher die Küche geschlossen wird, muss man sich den Hunger ein wenig einteilen.
Nachher verweilen wir noch ein wenig auf dem Bulevard, hören dem Strassenmusiker zu, freuen uns an den riesigen Seifenblasen. Die Stimmung ist wunderbar, es ist die Zeit des Sonnenuntergangs.
Jetzt fehlt uns nur noch die grosse Krippe. Vor dem Ayutamiento stehen die Leute an. In kleinen Gruppen wird man eingelassen. Die Krippe ist gegen 10 m lang und soll 400 verschiedene Figuren haben. Sie zeigt das Leben der Menschen von heute und damals. Die verschiedenen Handwerker, die Engel, Hirten. Die Bettler und die Reichen mit ihrem voll gedeckten Tisch voller Delikatessen. Und natürlich das heilige Paar bei der Herbergssuche, bei der Krippe und auf der Flucht. Eine sehr schöne sorgfältige Anlage. Wir finden, dass wir damit Weihnachten abschliessen können und heute keine Weihnachtsbeleuchtungen mehr brauchen.
Unser interner Speicher ist voll, wir kehren zurück zum Parkhaus, wo wir das Auto gleich beim Eingang holen wollen. Ja, wenn wir wüssten, wo genau wir hinein gefahren sind. Und vor allem, wenn wir auf dem richtigen Stockwerk angefangen hätten zu suchen. Nun, wir haben es irgendwann gefunden und sind schon bald auf dem Heimweg.
Es war ein reicher Tag, voll von neuen Eindrücken und guten Erlebnissen.
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12/28/2020 1 Comment

Mijas

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Dass es eine Stadt mit 80'000 Einwohnern ist, hat mich zuerst abgehalten, Mijas zu besuchen. Doch dann las ich, dass es das schönste der weissen Dörfer sei und ausserdem haben es mir zwei Freundinnen dringend empfohlen.
Also fahre ich heute nach Mijas. Der Ort liegt südlich von Malaga in den Bergen und schon bei der Hinfahrt sehe ich, dass die Aussicht hier tatsächlich fantastisch ist.
Der grosse Parkplatz, der eigentlich für Busse eingeteilt ist, ist fast ganz leer. Busse sind keine da.
Nach dem Parkieren geht es erst einmal eine endlose Treppe hinauf. Oben stehe ich auf dem Hauptplatz und zu allererst kommt mir ein Esel entgegen. Er wird von seinem Besitzer geführt und zieht einen kleinen Wagen mit zwei Leuten. Genau das sei die Attraktion in Mijas, diese Eseltaxis, habe ich gelesen. Ich habe aber auch gelesen, dass man darauf verzichten sollte, weil viele Esel schlecht gehalten werden.
Es ist wieder einmal so, wie immer. Soll man sowas unterstützen, denn dadurch verdient sich der Esel sein Futter, oder soll man es lassen. Ich lasse es. Ich lasse auch die Kutschen stehen, die auf dem Platz stehen und auf Kundschaft warten. Die Pferde scheinen etwas unruhig, wahrscheinlich stehen sie schon viel zu lange, denn Touristen sind kaum hier.
Dafür ist beim Kindergarten Kinderfest. Ein paar Komikfiguten tanzen mit den Kindern und die riesigen aufgeblasenen drei Könige halten als Fotosujet her. Die Kinder werden davor gestellt und fotografiert. Abgesehen davon ist der Platz leer.
Die wenigen Restaurants auf dem Platz, die offen sind, sind entweder leer weil sie im Schatten stehen oder es sind alle Tische besetzt, wenn sie an der Sonne stehen. Nur bei der kleinen Eremita finde ich einen freien Tisch und bestelle einen Cappuccino.
Von der Aussichtsterrasse breitet sich das ganze Panorama aus. Eingerahmt von den Hügelzügen auf beiden Seiten, geht der Blick hinunter bis nach Malaga und dem Meer. Es ist ein wunderbarer Tag heute, mit fast knallblauem Himmel und ebensolchem Meer. Dazu die weissen Häuser von Mijas und weit unten die Hochhäuser von Malaga. Mijas liegt auf gut 400 Metern. Im Park vor der Kapelle gibt es ein kleines Wasserspiel mit blühenden Zyklamen in rot und zyan und Kohlblumen in purple und weiss in den Rabatten. Ich liebe das, einfach da sitzen und geniessen. Den Ort spüren die Aussicht bewundern, die beiden Frauen am Nebentisch beobachten, dem Wirt zusehen wie er Kaffees und heisse Schockolade verteilt und dazu ein paar ruhige Gitarrenklänge von einem jungen Musiker, der in der Ecke gebrannte Mandeln verkauft.
Nachdem ich meine Pause genug ausgekostet habe, mache ich mich auf, das Städchen zu erkunden. Vom Hauptplatz steige ich die Treppe mit den Blumenmotiven hinauf, komme zu einer anderen Gasse. Von hier zweigen verschiedene Treppen ab, es geht hinauf und hinunter. Immer weiter hinauf, einmal geht es sogar durch ein Haus. Die Treppe steigt immer weiter an. Mir fällt auf, dass bei vielen Treppen nachträglich Rampen eingebaut wurden. Ob das Dorf teilweise rollstuhlgängig sein möchte? Ich kann mir zwar nicht vorstellen, dass man auf diesen sehr steilen Rampen hinauf fahren kann, vom Bremsen beim Hinunterfahren gar nicht zu reden. Vielleicht geht es um Kinderwagen, vielleicht nur um den Postboten der bestimmt auch mit einem Karren unterwegs ist.
Ich komme bis ganz hinauf und bin jetzt über dem Dorf. überglicke die ganze Gegend, das weisse Dorf, das da am Hang liegt. Über steile Treppen steige ich wieder hinunter. Ich staune, wie die Menschen statt Gärten, die in diesen Gassen nicht möglich sind, ihre Topfpflanzen pflegen.
Ich komme zurück zum Hauptplatz, doch die sonnigen Plätze sind noch immer besetzt, die schattigen sind selbst mir zu kalt. Doch da entdecke ich ein indisches Restaurant. Das Balcon de Mijas liegt über dem Hauptplatz, den Eingang finde ich bei einer Treppe, die weiter hinauf zur nächsten Querstrsse führt. Zwar ist es inzwischen bald fünf Uhr, doch die junge Serviererin versichert mir, dass die Küche noch offen ist. Ich muss meinen Hunger immer mit der Entdeckungslust abstimmen. Um 18.00 Uhr werden die Restaurants unerbittlich geschlossen und an vielen Orten ist schon eine Stunde vorher die Küche geschlossen.
Doch ich habe Glück, ich bekomme meine Curry-Scampi sehr schnell serviert. Und sie schmecken wunderbar. Scharf aber sehr aromatisch.
Frisch gestärkt gehe ich noch einmal zum Aussichtspunkt bei der Kapelle, doch der Sonnenuntergang ist unspektakulär, die Sonne verabschiedet sich hinter dem jetzt wolkenverhangenen Himmel, es wird dunkel.
Ich gehe zurück zum Auto, hohle meine Jacke und spaziere noch einmal durch die Gassen der Stadt. Steige über Treppen hinauf, entdecke neue Plätze , andere Gassen und bleibe fasziniert bei den Christbäumen hängen.
Sie sind aus farbigen Petflaschen gestaltet. Der Boden wurde herausgeschnitten, die Flaschen in Streifen geschnitten und die Deckel wieder aufgeschraubt. Das ganze auf ein Gittergeflecht geklebt und beleuchtet, sind sie fasznierend. Ich finde auch einen mit gehäkelten Plätzchen aus farbigen Garnen und ganz speziell ist der Baum aus farbig bemalten Mofapneus mit gehäkelten Felgen. Jemand scheint die Leute inspiriert zu haben,
Ich bummle durch die Gassen, finde neue Plätze, neue Aussichtspunkte hinunter nach Malaga. Aber ich bin ganz allein. Niemand ist um diese Zeit unterwegs. Ich habe das Gefühl, es sei Mitternacht, aber es ist erst kurz nach 18.00 Uhr.
Eigentlich ist es Zeit, zurück zu fahren. Minjas ist zwar hübsch und wahrscheinlich wäre ich begeistert von den gepflegten Gassen, den dekorativen Treppen, den wunderschön gepflästerten Strassenbelägen, aber ich habe inzwischen so viele schöne Orte gesehen, Mijas konnte mich nicht mehr so faszinieren. Einzig die Aussicht, die sich auf allen Treppen Richtung Meer öffnet, ist wunderschön. Doch nachts bringt auch das nichts mehr.
Ich gehe zurück zum Auto, fahre zurück nach Hause. Später beim Fernsehen knabbere ich die gebrannten Mandeln vom Gitarrenspieler.
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12/24/2020 0 Comments

Heiligabend

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Ich hab nachgesehen. Es ist das 10. Mal, dass ich an Heiligabend allein zu Hause bin. Wobei zu Hause ist in diesem Jahr nicht ganz richtig, ich bin an einem wunderschönen Ort. Direkt am Meer mit noch immer warmen Temperaturen. Am Nachmittag war ich bei Salvador. "Felices Fiestas" sagte er und streckte mir die Hand entgegen. Da wurde mir bewusst, dass das tatsächlich der erste Haut zu Haut-Kontakt war seit vielen Wochen, ja Monaten. Eigenartiges Gefühl und sehr ergreifend - im wahrsten Sinne des Wortes.
Er zeigte mir seine Fische im Kühler und empfahl mir eine Seezunge. Der beste Fisch, meinte er, und der teuerste. Er gab mir sogar einen Spezialpreis, obwohl ich fast der einzige Gast war.
Ob er abends offen hätte, wollte ich wissen. Nein, das lohnt sich im Moment nicht. Die Spanier sind heute Abend zu Hause, feiern in der Familie. Auch morgen werden sie noch nicht kommen, erst am zweiten Feiertag wird man sie wieder sehen, dann werden sie auf der Promenade flanieren.
Bei mir gibt es später noch Sushi, ich war am Morgen einkaufen.
Ausserdem gibt es noch 'El Gordo' - der Dicke. Die grosse spanische Weihnachts-Lotterie. Ich habe vor ein paar Tagen ein Los gekauft und vor zwei Tagen war die Auslosung. Im Internet suche ich jetzt die Gewinnzahlen. Den Millionengewinn habe ich verpasst, aber immerhin sind da 100 Euros drin. Glück muss man haben - oder Schwein.
Heute fühle ich mich mit vielen Freunden von überall auf der Welt verbunden. Die guten Wünsche treffen schon den ganzen Tag ein. Von Freunden aus der Schweiz, aus Deutschland, Rumänien, Italien, Fankreich, Irland. Aus Myanmar, Kambodscha und Vietnam. Aus Guatemala, Paraguay und ganz besonders aus Peru.
Von dort wurde ich in den letzten Tagen mit vielen Fotos und Videos eingedeckt. Meine Freunde May, Leo und Liborio haben in ihren Dörfern Chcolatadas durchgeführt. Dieses Fest für die Kinder mit viel Kakao und Panetone.
Ich bin selber noch immer sprachlos, wie sie das gemacht haben und wie toll die Unterstützung meiner Freunde aus der Schweiz war. Innert einer Woche waren Fr. 2'600  auf meinem Konto eingegangen und damit konnten wir mindestens 800 Menschen eine riesige Freude bereiten.
Jeder meiner Freunde hat sich mit viel Herzblut eingesetzt. May hat daraus nicht nur ein Fest für die Kinder gemacht, sondern jedem Erwachsenen und jedem Kind ein Geschenk besorgt. Auf den Fotos sehe ich, wie er Hängematten, Macheten, Gummistiefel oder Plastikbecken verschenkt. Für die Kinder hat er nicht Spielzeug, sondern farbige T-Shirts gekauft, die er persönlich verteilt hat. Über 300 Personen waren dabei, als er in dem Dorf, wo seine Frau herkommt, die Chocolatada durchführte. Als die Pandemie im Dschungel ausbrach, lebte er ein paar Wochen in diesem Dorf und er erzählte mir, die Leute hätten ihm und seiner schwangeren Freundin so viel geholfen, dass er jetzt unbedingt etwas davon zurück geben wollte.
Es gab Musik und Tanz auf dem Fussball-Platz und ausserdem hatte er zwei Komiker eingeladen, die die Kinder mit ihren Spässen unterhielten. Drei Tage war er unterwegs mit seiner jungen Frau und dem kleinen May jr, der im Oktober zur Welt kam. Je einen Tag für die Hin- und die Rückreise mit dem Motorboot. Es sei ein riesen Erfolg gewesen, schwärmte er als er mir seine Aufnahmen schickte.
Nach diesem ersten grossen Anlass fuhr er noch einmal in den Dschungel, weit weg am Rio Napo liegt San Felipe, das Dorf wo er selber herkommt. Auch dort gab es ein grosses Fest mit über 100 Menschen.
Auch Leo reiste einen Tag auf dem Fluss bis er in seinem Heimatdorf ankam. Er verteilte Spielzeug für die Kinder und auch hier gab es Musik und Tanz.
Ausserdem organisierte er ein Bingo mit einem Geschenkkorb als erstem Preis. Das sei ein voller Erfolg gewesen, die Leute hätten alle viel Freude gehabt.
Am nächsten Tag reiste er mit seiner Familie wieder zurück in die Stadt und fuhr zwei Tage später noch einmal hinaus in den Dschungel. Beim Stamm der Yahoas, in der grossen Maloka, dem Gemeinschaftshaus wurde noch einmal eine Chocolatada durchgeführt.
Leo arbeitet wie May als Dschungelguide. Die beiden wissen alles über das Leben und Überleben im Regenwald. Wenn keine Touren angesagt waren, arbeitete Leo schon immer als Kunsthandwerker. So hat er jeweils die Traumfänger gemacht, von denen ich schon sehr viele mit nach Hause gebracht und verschenkt habe. Weil aber jetzt überhaupt keine Touristen mehr da sind, die die Handarbeiten kaufen könnten, hat er eine neue Idee entwickelt. Er stellt jetzt Batik-Tshirts her. Sowas gab es in Iquitos bisher nicht. Als ich ihn gefragt hatte, woher er die Idee hätte und wie er wisse, wie man sowas macht, meinte er: "im Internet gelernt." Es braucht Fantasie um in Iquitos in diesen schwierigen Zeiten zu überleben.
Liborio führte seine Chocolatada natürlich auch in seiner Maloka durch. Es wäre ein einmaliges Fest gewesen, so wie es die Boras noch nie erlebt hätten, schwärmte er nachher. Meine Freundin Keyla war bei ihm eingeladen und brachte eine Pinata mit. Das ist ein Spiel, das in Südamerika an keinem Kindergeburtstag fehlen darf. Nur die Kinder im Regenwald hatten noch nie eine gesehen und sich natürlich erst recht darüber gefreut. Die Sache ist ziemlich barbarisch. Die Figur, in diesem Fall ein Weihnachtsmann, wird mit Süssigkeiten gefüllt und im Raum aufgehängt. Die Kinder sollen dann darauf einschlagen, bis die Sachen nach und nach herausfallen.
Von Liborio und Keyla habe ich ebenfalls viele Fotos und Videos erhalten. Symbolisch für alle verschiedenen Anlässe poste ich hier das Video mit dem Dank der Kinder der Boras. Sie wünschen uns allen eine frohe Weihnacht und bedanken sich für die Hilfe, die wir Ihnen gegeben haben. Diesen Dank gebe ich hiermit allen weiter, die mitgeholfen haben, oder sich sonstwie mit meinen Aktivitäten im Regenwald identifiziert haben.
Soviel Freude und Spass durften wir bringen, und soviel Freude geben sie uns zurück.
Abgesehen von der Chocolatada für die Kinder, existiert Weihnachten in den Dörfern eigentlich gar nicht. Man ist zu arm, um ein spezielles Nachtessen zu machen, ausserdem gibt es nicht in allen Häusern Strom. In den beiden Dörfern der Yahuas und der Boras, die in der Nähe der Stadt liegen, wird man um Mitternacht die Raketen bewundern, die in Iquitos in den Himmel geschossen werden. Denn in der Stadt feiert man Weihnachten mit einem Essen um Mitternacht. Und eben mit unzähligen Böllern, die in den Himmel geschossen werden.
Nachtrag. Liborio hat mir soeben erzählt, dass es im Regenwald an Weihnachten so stark geregnet hat, dass die Regierung den Strom kurzfristig ausgeschalten hat. Also Weihnachten im dunkeln - für 2 Tage in ganz Iquitos. Kerzen werden übrigens nur für schamanische Zeremonien gebraucht, oder in der Kirche. Im Privatbereich habe ich noch nie Kerzen gesehen, da reicht das Feuer der Kochstelle, oder die Handys, solange der Akku reicht.
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12/22/2020 0 Comments

El Torcal

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Es hat sich bewährt, mit der Sonne in den Tag zu starten. Also treffen wir uns auch heute wieder am Strand und sehen wie die Sonne aus dem Meer aufsteigt, bevor wir in die Berge starten.
El Torcal ist heute unser Ziel. In den Bergen hinter Malaga in der Nähe der Stadt Atequera. Bald nach Malaga verlassen wir die Autobahn und kommen zum kleinen Ort Villanueva de la Conception, wo wir nach den braunen Wegweisern Ausschau halten, die uns den Weg nach El Torcal weisen. Wir waren beide schon einmal hier, bei Helga ist es 10 Jahre her, bei mir müssen es gegen 20 Jahre sein. Da verändern sich Strassenschilder und Erinnerungen werden verklärt. Wir fahren in die Höhe. Hinter uns liegt die Ebene, die sich bis zum Meer ausdehnt, vor uns erhebt sich das Gebirge. die Felsformationen von El Torcal. Immer höher geht die Fahrt. Bei einem Aussichtspunkt halte ich an. Wir wollen uns dieses Panorama ansehen. Die Bergketten der Sierra Nevada, die grüne Ebene mit den vielen Olivenbäumen, die Felsformationen von El Torcal.
Wir folgen dem Abzweiger, der uns zum neuen Besucherzentrum des Naturschutzgebietes führt. Es gibt hier ein kleines Museum, das erklärt, wie die Formationen aus Sedimenten entstanden. Durch Wasser und Erosion blieben die härteren Steine zurück, wo sich vor 100 Millionen Jahren das Meer ausbreitete.
Wir versuchen, die Bilder und Erklärungen zu verstehen, aber eigentlich wollen wir die Natur sehen, darum orientieren wir uns erst an der Infotafel und beschliessen, den längeren der beiden Wanderwege zu gehen. Er ist knapp 3 km lang, der kürzere die Hälfte. "Geben sie acht, die Wege sind an einigen Stellen noch nass und schlüpfrig", gibt uns die Frau vom Shop mit auf den Weg.
Schon auf den ersten Metern unseres Weges fühlen wir uns beobachtet. Tatsächlich steht über uns hinter dem Gebüsch ein Steinbock. Unbeweglich steht er da, beobachtet den Weg. "Ob der echt ist", Helga fragt es flüsternd, da dreht der Bock langsam den Kopf, wie zur Antwort. Er ist echt. Und noch besser, hinter ihm stehen zwei weitere Tiere. Eines scheint noch jung zu sein. Was für ein Empfang.
Wir folgen dem gelben Pfad. Solange er noch mit dem kürzeren Pfad identisch ist, ist es ein normaler Wanderweg, doch bald trennen sich die beiden Wege. Während der grüne mit einem kurzen Schlenker zurück zum Eingang geht, fängt der gelbe jetzt überhaupt erst richtig an. Wir steigen über Steine, suchen den Pfad zwischen Felsbrocken, klettern in die Höhe um oben gleich wieder abzusteigen. Oft ist der Pfad ein Schlammloch, das wir sorgfältig versuchen zu umgehen. Trotzdem sammelt sich der Matsch an den Schuhen und vor allem an den Sohlen. Es wird anspruchsvoll, jedenfalls für uns ältere Semester. Manchmal werden wir von jungen Menschen überholt. Sie eilen über die Steine und sind schon bald wieder hinter den nächsten Steinformationen verschwunden. Sie werden allerdings nicht so viele Fotos zurück bringen, wie wir. Helga und ich müssen nämlich jede Form kommentieren. Wir sehen Köpfe und Menschen, Nasen, Hüte, Vögel mit spitzen Schnäbeln. und das dort drüben könnte Pinocchio sein mit der langen Nase, oder vielleicht doch eher Napoleon mit dem tief in die Stirn gezogenen Hut.
Nicht immer ist der Weg eindeutig als Weg zu erkennen, manchmal müssen wir uns an den gelben Pfeilen orientieren, die auf einen Stein gemalt sind. Dann wissen wir, dass es hier irgendwie weiter gehen muss. Zum Beispiel durch die Felsspalte. Ob ich da hindurch mag? Es geht immer weiter. Und obwohl wir beide nach jedem Aufstieg glauben, den Berg geschafft zu haben und eine Weile auf ebenem Gelände weitergehen zu können, kommt immer wieder ein komplizierter Abstieg oder eine weitere Kletterpartie mit hohen Stufen unter dornigem Gestrüpp. Aber es geht immer weiter und irgendwann sehen wir auch die typischen Formationen von denen Helga schon am Anfang gesprochen hat. Sie meinte, dass die Gegend aussähe wie aufeinander geschichtete Pfannkuchen. Grosse Pfannkuchen.
Am Schluss sind wir beide ziemlich geschafft und froh, das Informationsgebäude von weitem wieder zu sehen. Nur noch einmal leicht hinunter und eine sanfte Anhöhe hinauf, dann können wir uns auf der Terrasse bei einem Glas Wasser ausruhen. Ausatmen, noch einmal in Gedanken die Strecke durchgehen. Natürlich sind auch unsere Kamera von all den eingesammelten Steinen und Formationen schwer geworden.
Frisch gestärkt peilen wir kurz darauf die nahe Stadt an, wo wir in der Stierkampfarena zum Mittagessen einkehren wollen. Antequera ist eine sehr alte Stadt, einmal mehr mit engen Strassen und Gassen. Zum Glück führt mich mein Navi ohne Zwischenfälle durch die Strassen ins Zentrum der Stadt, wo wir ohne weitere Suche bei der Stierkampfarena parkieren können. Leider ist das Restaurant geschlossen und es sieht auch gar nicht so aus, als ob es in diesen Tagen irgendwann geöffnet wird. Also suchen wir uns an der Hauptstrasse ein nettes Restaurant wo man draussen auf dem Gehsteig sitzen kann.
Zu grossen Stadtbesichtigungen fehlt uns heute die Motivation, auch wenn die Stadt bestimmt noch das eine oder andere zu bieten hat. Mein Navi zeigt mir den Weg hinaus aus der Stadt und da schaffe ich es tatsächlich, in eine Einbahnstrasse zu fahren – von der falschen Seite. Der Fahrer des Autos, das mir nach ein paar Metern entgegenkommt, macht mir unmissverständlich klar, dass es da kein Durchkommen gibt und so fahre ich zurück auf den Platz, wo mich sofort ein Passant anhält und mir erklären will, wo ich durchfahren soll. Unterdessen kommen jetzt aber die Wagen von allen Seiten, ich halte den Verkehr auf und will eigentlich nur noch weg von hier. Am liebsten hinter den anderen Autos her bis ich mich wieder orientieren kann. Aber der nette Herr, ein Engländer, lässt mich nicht fahren, will genau wissen, wohin ich will – „raus aus der Stadt“ – und erklärt mir, wo ich abbiegen und wie ich fahren soll. Zugehört habe ich ihm kaum, die Autos die inzwischen versuchen, rund um mich auszuweichen machen mich viel zu nervös. Endlich hat er verstanden, dass ich jetzt weiss, wo ich fahren muss und er lässt uns los.
So erreichen wir kurz darauf die Autobahnauffahrt und sind bei Sonnenuntergang zurück in Algarrobo.
PS die Videos laufen mit 8-facher Geschwindigkeit. Ich bin also den Berg raufgekrochen und durch die Stadt geschlichen.
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12/21/2020 0 Comments

Marbella

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Ich versuche die Eindrücke des letzten Tages in Wort zu fassen. Das ist gar nicht so einfach. Am liebsten würde ich, so wie Helga gestern immer wieder gesagt hat: 'es ist einfach wunderbar', immer wieder schreiben: 'es war toll'.
Doch das geht nicht, es braucht schon etwas mehr, um diesen Caminito del Rey zu beschreiben.
Irgendwann am frühen Nachmittag gebe ich auf. Lade noch ein paar Fotos auf und lasse es bleiben. Doch was soll ich jetzt machen, was lenkt mich tatsächlich ab von diesem emotionell intensiven Tag von gestern auf dem Caminito del Rey.
Marbella liegt etwas weiter als Malaga, dahin könnte ich fahren. Zum verspäteten Mittagessen. Ich empfinde es zwar selber als etwas dekadent, eine Stunde zu fahren, nur um irgendwo etwas zu essen. Marbella, die Stadt der Reichen und Schönen. Mit einem sehr exklusiven Jachthafen wo sich die millionenteuren Jachten versammeln. Dahin werde ich jetzt fahren.
Im Hafen beim Leuchtturm entdecke ich das Restaurant 'Del Faro', der Leuchtturm. Mit wunderbarem Blick Richtung Sonnenuntergang. Ich bestelle Crevetten mit Avocados und bleibe bis zum letzten Moment. Um 18.00 Uhr räumt der Kellner die Tische ab, Das Restaurant wird geschlossen.
Die Jachten habe ich übrigens komplett vergessen, nach dem Essen spaziere um die runde Bucht zu den Fahnenstangen und fange wieder einmal den Sonnenuntergang ein. Danach hole ich meine Jacke aus dem Auto und schlendere Richtung Altstadt. Ich bin gespannt auf die Weihnachtsbeleuchtung von Marbella.
Doch egal, wie weit ich spaziere, ich finde nicht eine Beleuchtung, abgesehen von den grossen Lichtpaketen vor einer Bank. Ich verstehe das nicht, bin ich am falschen Ort? Ist das nicht die Altstadt? Die Gassen sind wunderschön, mit vielen Pflanzen und Blumentöpfen. Die Boutiquen sind exklusiv und sehr gepflegt.
Aber mit den Restaurants stimmt etwas nicht. Sie haben zwar keine Gäste, aber es scheint, dass sie offen sind. Ich frage einen Kellner, der dabei ist, einen Tisch abzuräumen.
"Ja", bestätigt er mir, "wir haben jetzt geschlossen, aber wir werden um 20.00 Uhr noch einmal öffnen. Bis 22.30 Uhr".
Jetzt erinnere ich mich, dass ich von dieser Regelung seit dem 18. Dezember gelesen habe. Ich hatte es gelesen, aber ich konnte es kaum glauben. Da man in Spanien in der Regel spät abends zum Essen ausgeht, wurde die strenge 18.00 Uhr-Regel für die Festtage gelockert.
Was es mit der fehlenden Weihnachtsbeleuchtung auf sich hat, habe ich vergessen zu fragen. Aber dann fallen mir die Plakate an den Türen von vielen Geschäften auf. 'RIP Marbella-Handel' steht darauf. Es könnte eine Protestaktion sein. Gestern war wahrscheinlich ein Protestmarsch gegen die Corona-Vorschriften. Vielleicht ist der Verzicht auf die Weihnachtsbeleuchtung ein Zeichen der Trauer. Es ist schwierig unter diesen Voraussetzungen zu überleben. Es fehlen die Touristen. Die wenigen einheimischen Käufer, die unterwegs sind, können die fehlenden Umsätze nicht wettmachen. Ich bin auch an diesem Ort wieder fast allein. Die Strassen sind leer, die Boutiquen sind leer und die Restaurants sind leer. Ob heute Abend später noch einmal Gäste kommen, bezweifle ich, denn es ist kalt geworden und das Sitzen in den Gassen ist bei diesen Temperaturen nicht sehr gemütlich. Auch wenn einige Restaurants Feuer in Glaskästen oder Wärmepilze aufgestellt haben.
Ich spaziere noch ein wenig durch die Gassen, dann wird es auch mir zu kalt. Ich gehe zurück zum Auto und fahre zurück. Die Hauptstrasse ist die einzige, die in Marbella leuchtet. Grosszügig in blau und gold.
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12/20/2020 1 Comment

Königsweg

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Treffpunkt bei Sonnenaufgang ist gleichzeitig das Wiedersehen mit Helga.
Ganz früh hatten wir beschlossen, zusammen den Caminito del Rey zu machen, den Königsweg in den Bergen hinter Malaga. Doch dann kam der Lockdown, wir mussten im Dorf bleiben. Seit zwei Tagen ist er wieder offen und natürlich kann uns jetzt nichts mehr abhalten, diesen sagenhaften Weg zu begehen. Wer weiss, wann er wieder geschlossen wird.
Die Tickets habe ich gestern im Internet besorgt, es kann also losgehen. Ardales habe ich im Navi eingegeben, die Fahrt über die Autobahn und hinein in die Berge dauert knapp 80 Minuten. Der letzte Teil der Fahrt führt uns auf einer schmalen Strasse entlang eines sehr verzweigten Stausees. Leider steht das Wasser sehr tief und weil der Himmel wolkenverhangen ist, scheint das Wasser trüb und dunkel.
Nachdem wir das Auto parkiert haben, geht es zuerst durch einen schmalen niedrigen Tunnel, der unscheinbar an der Strasse in die Sandsteinwand geschlagen ist. Auf der anderen Seite folgt ein kurzer Spaziergang, bis wir beim Eingang zum Caminito del Rey gelangen. 1921 wurde er von König Alfonso XIII eingeweiht, darum trägt er den Namen Königspfad. Ursprünglich wurde er für die Arbeiter gebaut, die in der Schlucht für das neue Wasserkraftwerk arbeiteten. Später benutzten ihn die Schulkinder, die Frauen für den Markt und die Männer als Arbeitsweg. Nach und nach verfiel er aber unter der Witterung und irgendwann galt er als einer der gefährlichsten Wege der Welt und wurde später nur noch als Klettersteig benutzt.
2014 wurde er neu gebaut und 2015 eingeweiht. Wir sind sehr gespannt, was uns erwartet.
Am Checkpoint nehmen wir Helme und Haarnetze entgegen und eine junge Frau erklärt die Regeln: den Weg niemals verlassen, kein Essen, nicht rauchen, Helm und Maske immer tragen.
Die Besucherzahl ist streng limitiert und die Tickets sind auf eine bestimmte Einstiegszeit ausgestellt. Pünktlich um 10.30 Uhr dürfen wir den Weg unter die Füsse nehmen. Mit dem Haarnetz unter dem rutschenden Helm und der Maske vor dem Gesicht kommen wir uns wie Ausserirdische vor. Die ersten Schritte des Caminitos sind noch auf gewachsenem Boden. Doch schon bald führen uns ein paar Stufen hinunter zum Steg, der uns neben einer runden zwischen die Felsen gebauten Staumauer dem steilen Fels entlang führt. Es ist ein Steg mit Holzplanken, der an die Felswand geklebt scheint. Das Geländer ist gut gesichert, mit Pfosten und einem massiven Maschendrahtzaun. Auch die Planken sind fest montiert, also kein Grund, sich unsicher zu fühlen.
Alle paar Meter ist eine Stütze im Fels verankert, auf dem der Steg aufliegt. Schwindelfrei sollte man allerdings sein, doch Helga und mich kann das nicht einschüchtern.
Beeindrucken kann uns nur die archaische Landschaft. Die Felswände sind steil und verschieden farbig. Grau, weiss und verschiedene Brauntöne. Dazwischen wachsen immer wieder kleine Pflanzen aus dem Fels, ja auf der anderen Seite sind es gar ganze Büsche.
Hundert Meter unter uns fliesst ein schmales Rinnsal, das aus dem Stausee gespeist wird, den wir vorher gesehen haben.
Immer enger wird die Schlucht, fast glaubt man, man könnte die andere Felswand berühren. Hier dringt wohl kaum je ein Sonnenstrahl zwischen die steilen Wände.
Es sind nur wenige Menschen unterwegs, manchmal werden wir von jungen Leuten überholt, die schnell wieder hinter der nächsten Felswand verschwinden. So kann man sich fast allein fühlen. Allein zwischen den hohen Felswänden, hoch über der unwegsamen Schlucht.
Nachdem wir die engste Stelle passiert haben, weitet sich das Gelände wieder, der Weg führt jetzt auf dem Erdboden weiter. Es ist ein Wanderweg, dem wir jetzt folgen. Auf der anderen Talseite, die noch immer aus Felsen besteht, entdecken wir eine massive Eisenbrücke. Das muss einen Bahnlinie sein. Ob da je ein Zug fährt? Die Frage wurde kaum gestellt, schon hören wir es von weitem tuten. Tatsächlich nähert sich ein moderner Personenzug. Sofort zücken wir unsere Handys und verfolgen den Zug voller Staunen, wie er elegant die langgezogene Kurve nimmt und bald im Tunnel verschwindet. Auf der anderen Seite kommt er wieder aus dem Fels heraus und entschwindet tutend unseren Blicken.
Wow, was für ein Glückstreffer. Unsere Frage an den jungen Mann mit dem orangen Helm der zum Staff des Caminitos gehört, wird gleich ganz anders gestellt. "Wie oft fährt hier ein Zug und wohin fährt er?" "Er fährt ca. 3-4 mal pro Tag und verbindet Malaga mit Ronda" ist seine Antwort. Höchstens viermal pro Tag, dann war das doch tatsächlich ein Glücksmoment. Helga überlegt sich, diese Strecke gelegentlich zu machen, denn die Fahrt muss fantastisch sein. Nicht nur dieser Teil durch die Schlucht, auch sonst sind die Fahrten hier in Andalusien immer sehr spannend. Das merken wir auch, wenn wir über die Autobahn fahren.
Vor uns können wir jetzt eine Brücke erkennen. Sie scheint ohne Geländer. Es ist ein Teil der alten Strasse und natürlich ist der Zugang mit dicken Eisenrohren gesperrt. Ich merke aber, wie mir unweigerlich die Knie wackeln und der Magen sich regt, wenn ich mir vorstelle, hier auf die andere Seite zu gehen. Ich bin also sehr wohl empfänglich auf Höhe, jedenfalls wenn ungesichert. Wir sind inzwischen in einem weiten Tal angekommen. Es gibt sogar eine kleine Picknickstelle mit einem idyllischen Teich in einem kleinen Wald. Was das wohl für Bäume sind. Wir wissen es beide nicht und es ist auch niemand da, den man fragen könnte. Also einigen wir uns auf Steineichen.
Wir folgen dem Wanderweg, der uns in die nächste Schlucht führt. Mit einem Schlenker entlang der Felswand in eine Nische. Ein paar Meter unterhalb des Steges kann man hier den alten Weg erkennen. Mit Armierungseisen gesichert und mit Betonplatten, die im Laufe der Zeit verwittert sind. Nur schon, diesen Weg zu sehen, weckt in mir das kalte Grauen.
Vor uns erkennt man jetzt die Hängebrücke. Sie führt über die Schlucht auf die andere Seite. Höchstens 10 Personen sind gleichzeitig auf der Brücke erlaubt, doch im Moment ist das kein Problem. Wir waren auf der ganzen Strecke fast allen unterwegs. Manchmal waren wir froh, weit vorne oder weiter hinten andere Wanderer zu erkennen. Mit ihren weissen Helmen markieren sie auf den Fotos den Weg. Wie wird das wohl in der Touristensaison ohne Corona aussehen. Bei der Brücke steht ein Aufseher mit seinem orangen Helm und sieht zu, dass die Brücke nicht überstrapaziert wird.
Sie ist mir riesigen Stahlseilen auf alle Seiten gut gesichert, wackelt aber trotzdem ein wenig, als ich darüber gehe. Vor uns liegt jetzt der Bach, der jetzt zu einem breiten Fluss geworden ist. Wo das Wasser nur alles herkommt?
Jetzt kommt noch der letzte Abschnitt, der Steg, der an der geraden Felswand angeklebt ist und auf den Fotos tatsächlich sehr eindrücklich aussieht. Für uns ist es zwar noch immer spektakulär, aber nach den fast sechs Kilometern, die hinter uns liegen nur noch ein Klacks.
Was jetzt folgt ist im Verhältnis fast das Anstrengendste nämlich noch ein paar Treppenstufen, die uns auf den Wanderweg führen. Immer wieder bleiben wir stehen, werfen einen Blick zurück, sehen den letzten Abschnitt, versuchen in die Schlucht zu blicken, wo die Hängebrücke ist. Bald treffen wir noch einmal auf die Eisenbahnlinie . Hoch über uns verläuft das Trassee über eine steinerne Brücke. Bald erreichen wir die Abgabestelle der Helme und bei einer kleinen Kapelle sehen wir einen älteren Mann. Er baut in geduldiger Kleinarbeit ein winziges Steinmäuerchen am Hang.  Und ganz nebenbei verteilt er Prospekte für das Restaurant bei der Haltestelle des Shuttlebuses. Genau das brauchen wir jetzt. Eine Rast mit einem guten Mittagessen. Wir sind beide völlig euphorisch, möchten noch immer dauernd erzählen, wie toll es war und was für ein Glück wir hatten, dass der Pfad heute offen war. Dabei merken wir gar nicht, dass wir noch einen guten Kilometer laufen, bis wir beim Restaurant ankommen. Nachdem wir uns gestärkt haben, bringt uns der Shuttlebus über eine kurvenreiche Strasse zurück zum Parkplatz von wo wir zurück fahren.
Bei der Sichtung der Fotos erkenne auch ich, dass vor allem der allerletzte Teil mit dem an die Wand geklebtem Steg tatsächlich spektakulär war. Wenn man drin ist, fehlt einem die Aussensicht und so kann Furcht oder Bedenken gar nicht aufkommen. Fotos habe ich natürlich viel zu viele gemacht und zu viel gepostet. Ich konnte mich einfach nicht entscheiden.
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    Beatrice Feldbauer. Mein Motto: Lebe deinen Traum!

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