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11/5/2020 1 Comment

Francisco

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Ich bleibe den ganzen Tag im Haus. Ausser am Morgen, da ging ich kurz in den Supermarkt, mein Vorrat ging zur Neige.
Doch jetzt will ich an meinem Blog weiterarbeiten. Fotos auswählen und zusammenstellen. Videos ansehen und schneiden, eventuell sogar die Aufnahmen der Kamera aus dem Auto noch einmal sehen, all das braucht viel Zeit. Ausserdem fällt es mir immer schwerer, nachträglich zu schreiben, wenn inzwischen schon wieder so viel passiert ist, ich neue Highlight erlebt, neue Fotos geschossen habe. Darum ist es mir heute einfach wichtig, dran zu bleiben. Draussen rast der Wind. Das Meer vor meinem Fenster ist aufgewühlt, die Wellen schlagen mit Wucht ans Ufer und ich kann das Fenster nicht offen lassen, es ist zu laut da draussen. Von den Papageien höre ich heute gar nichts. Wo die sich wohl versteckt halten. Letzte Nacht gab es einen Sturm. Der Wind fegte um das Haus, die Regentropfen hörten sich wie Hagelkörner an. Ein paarmal ging ich ans Fenster und vergewisserte mich, dass es tatsächlich nur Regen war. Später, als der Sturm nachgelassen hatte, bin ich eingeschlafen. Am Morgen regnet es nicht mehr, aber noch immer fegt der Wind um die Ecken, die Palmenwedel sind völlig zerzaust.
Vor meinem Arbeitsplatz schäumt das Meer. Es ist grau, aufgewühlt. Am späteren Nachmittag, ich habe endlich drei neue Kapitel fertig gestellt, mache ich doch noch einen Spaziergang. Ich will noch einmal zu den Fischern gehen, bleibe aber immer wieder stehen, sehe den Wellen zu, mache am Strand ein paar Aufnahmen. Ein älterer Mann steht da. Offensichtlich sammelt er etwas, was die Wellen bringen. Er sieht mich und kommt näher. „De donde eres?“ Woher kommst du? Aus der Schweiz. Ein Leuchten geht über sein Gesicht. „Ich habe in jungen Jahren in einem Dorf in der Nähe von Zürich gearbeitet, in Dübendorf.“ Wir kommen ins Gespräch, ich will wissen, was er im Meer sucht. „Cristals“, meint er, „mira“. In einem Tüchlein hat er kleine Steine eingewickelt. Kleine Kostbarkeiten. Vom Meer weich geschliffene durchsichtige Steine. Vielleicht sind es Glasscherben, er weiss es nicht genau. Sie sind grün, blau, durchscheinend. Er zeigt mir einen grossen runden Kristall. Gross wie ein Hühnerei. Das ist sein Augapfel, er hat ihn immer dabei.
Ich will wissen, was er damit macht. Sammeln. Er habe noch viel mehr davon, gern würde er sie mir zeigen. Dort an der Hauptstrasse hat er ein kleines Lokal. Ich folge ihm zu einem winzigen Laden. Vielleicht hat er hier früher einen Laden geführt, jetzt ist es eine Abstellkammer. Vollgestopft mit den verschiedenesten Sachen. Vieles gehört seiner Tochter. Sachen, die man am Strand braucht. Luftkissen, Sonnenschirme. Zuerst allerdings erklärt er mir das verstaubte Schaufenster. Da ist ein Foto von Algarrobo, so wie es hier angefangen hat. Ich erkenne den Block in dem ich wohne. Zusammen mit drei anderen gehört er zu den allerersten Touristenunterkünften. Vorher gab es hier nur ein paar Fischerhäuser. In einem ist er geboren. Er bittet mich hinein, bietet mir einen Plastikstuhl an und zeigt mir alte Fotos. Fotos seiner Eltern, seiner Familie und von sich. Und ganz nebenbei erzählt er mir sein Leben und die Geschichte von Spanien. Mit 19 war er zwei Jahre in der Marine. Noch unter Franco. Dann zwei Jahre in der Schweiz, wo er auf dem Bau gearbeitet hat. Als Franco 1975 starb, war er beim Bau der Häuser hier in Algarrobo beschäftigt. Damals war hier alles voll von Touristen, meistens Deutsche. Er zeigt mir Fotos von seinen Freundinnen. Er war immer von hübschen Mädchen umgeben. "Das ist eine Französin, dieses sind Deutsche. Hier bin ich in Mallorca, auch da habe ich zwei Jahre gearbeitet. Und an der Costa Brava ebenfalls. Immer auf dem Bau". Ein hübscher junger Mann, der es sichtlich geniesst fotografiert zu werden. Später kam er zurück an seinen Heimatort. Gründete eine Familie mit vier Kindern,  kaufte ein Boot und wurde Fischer.
Seit er pensioniert ist, sammelt er Steine am Meer. Farbige Kristalle, abgeschliffene Porzellanscherben und schöne Muscheln. Er hat ganze Säcke davon, überall sind sie. Auf dem Tisch, im Gestell, auf dem Boden. Wozu? Manchmal verkauft er etwas. Im Sommer, wenn die Touristen kommen, hat er einen Stand. Er zeigt mir seinen Bohrer. "Damit bohre ich vorsichtig ein Loch in die schönsten Stücke, ziehe eine Schnur durch und verkaufe sie als Anhänger. Schau da", er zeigt mir seine Muschel-Anhänger, die er trägt. "Ich schenke dir einen, welcher gefällt dir am besten?" Ich bin gerührt. Er schenkt sie nur Menschen, denen er vertraut, sagt er, die ihm auffallen. So wie die gläsernen Kristalle.
Er hätte noch lange erzählt, hätte noch Berge von Fotos gehabt. Als ich ihm erzähle, dass ich zu Hause alles aufgegeben habe und im Moment nur noch besitze, was ich im Koffer habe, meint er: "wenn du etwas brauchst, kannst du wiederkommen. Schau, hier habe ich zwei Stühle, die würde ich dir schenken".
Ich bin reich beschenkt, als ich zurück in meine Wohnung gehe. Über den leeren Bulevard im letzten Schein des Tages.
Und zu Hause koche ich meinen Fisch, den ich am Morgen im Supermarkt gekauft habe. Einen Lobino, einen Seebarsch. Hat wunderbar geschmeckt.

1 Comment
Eveline Marti
11/15/2020 17:11:17

Sieht toll aus dein Fisch.... Natürlich nicht nur dieser, sondern auch deine wunderschönen Bilder.... Schön, dabei zu sein, wenn nicht live, dann wenigstens auf diese Weise 🇨🇭😘🇨🇭

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