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11/30/2020 1 Comment

Glück

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Ich bin also wieder auf der Suche nach dem Glück. Weiss, dass allein ich zuständig bin, damit es mir gut geht.
Die Krise ist vorbei, hat sich verzogen, hockt vielleicht irgendwo in einem Winkel und wartet darauf, wieder zuzuschlagen. Falls ich nicht aufpasse. Natürlich weiss ich, dass das eben zum Leben gehört, das Auf und Ab ist wichtig, damit ich wieder spüre, worauf es ankommt, dass ich auf mich aufpassen muss.
Auf der Suche nach einem Kabel in meinem Rucksack finde ich unerwartet das Buch, das ich im Hotel in Besançon gefunden hatte. Ich hatte ein eigenes hingelegt, und das Buch, das offensichtlich niemandem gehörte, da es schon zwei Tage da lag, mitgenommen. Ich bin also lesetechnisch wieder für einen Moment eingedeckt.
Ausserdem gehe ich einkaufen, so dass mein Kühlschrank wieder weiss, wozu er arbeitet. Ich kaufe Miesmuscheln, denn natürlich stimmt das mit den 'blöden Fischen' überhaupt nicht. Im Gegenteil, ich liebe Fisch und Meerestiere über alles. Heute Abend gibt es Muscheln mit frischem Baquette.
Was mir hier fehlt, ist der direkte Kontakt. Das Lächeln ist hinter den Masken verloren gegangen. Der ganz normale Kontakt mit anderen Menschen ist einfach weg. Ich merke, dass mir das enorm fehlt und dass es mich dazu bringt, mich zurück zu ziehen. Durchzuhängen, loszulassen. 
Der Lockdown ist eine Massnahme, die nicht nur das Aussen betrifft, sondern vor allem das Innen. Das Wissen, dass ich nicht spontan irgendwohin fahren kann, dass ich jetzt auch nicht nach Hause fahren könnte, ob ich nun will oder nicht.
Es ist durchaus schön und es tut natürlich gut, viel zu schlafen und nicht zu viele Pläne zu haben. Aber irgendwann ist genug. Ich werde langweilig, werde mir selber zu langweilig, gehe mir auf den Geist mit meiner Tatenlosigkeit. Aber wenn von aussen keine Inspiration mehr kommt, muss ich mich wieder auf mich selbst besinnen. Dazu gehört auch, dass ich mich selber wieder erkenne, auch im Spiegel.
Natürlich kann ich hinaus, ich bin nicht eingesperrt. Und ich habe die schönste Aussicht, die ich mir vorstellen kann. Direkt aufs Meer mit den Wellen und dem Strand. Ich habe noch nie so gelebt, auch nicht in den Ferien. Mit grossen Fenstern. Sonnenaufgang wie Sonnenuntergang über dem Meer. Ich nehme an, dass das im Sommer, wenn der Lauf der Sonne höher ist, nicht so sein wird. Aber jetzt ist es absolut fantastisch.
Ich variere meinen Spaziergang, gehe durchs Dorf und nicht dem Meer entlang. Dabei komme ich am alten Wachturm vorbei. Ich flaniere entlang der Reihenhäuser. Die Häuser sind zwar alle im gleichen Stil gebaut, aber jedes hat sein eigenes Flair. Die kleinen Vorgärten sind voller Töpfe wo noch immer Blumen blühen. Die Treppen haben verschiedene Azulejos. Vorne sind die Häuser sehr gepflegt, hinten wird die Wäsche zum Trocknen hinaus gehängt.
Ich verlasse das Dorf, folge der Strasse Richtung Autobahn und komme an einer grossen Avocado-Pflanzung vorbei. Und an Feigenbäumen, Granatäpfeln.
Bei der Tankstelle entdecke ich eine blaue Briefkastenanlage. "Machen Sie ihre Amazon-Bestellung und holen sie hier ab", steht darauf. Ich trinke einen Cappuccino und lasse mir vom Tankwart das System von Amazon erklären. Das müsste eigentlich funktionieren, er bestätigt mir, dass er sich oft etwas hierher schicken lässt, weil er nie zu Hause ist, wenn der Bote mit dem Paket kommt.
Am Morgen, als ich mit dem Auto hier in der Waschanlage war, habe ich gesehen, dass die Polizei die Autobahnausfahrt gesperrt hatte und jedes Auto aufhielt. Es scheint, dass die Dorf-Quarantäne überprüft wird. Jetzt am späteren Nachmittag ist die Ausfahrt frei, aber es herrscht kaum Verkehr.
Mir fehlt der Kontakt mit Menschen. Ich brauche den Austausch mit anderen. Manchmal hilft ein ganz langes Telefongespräch mit meiner Schwester. Auch die Likes in Facebook und die Statusmeldungen meiner Freunde aus aller Welt sind immer wieder kleine Aufsteller. Oft gibt es einen Chat, manchmal ist es nur ein kleines Aneinanderdenken. Beides sind ganz kleine Glücksmomente, die ich sammle. So bin ich also ab sofort wieder auf der Glücksstrasse unterwegs. Und wenn ich wieder mal runterfalle, kraxle ich eben wieder zurück. Nur immer Glücklichsein, wäre wahrscheinlich langweilig.

Es gibt keinen Weg
zum Glück,
Glücklichsein ist der Weg.


Mir geht es tatsächlich wieder gut, Du brauchst Dir also keine Gedanken zu machen. Wäre das nicht so, könnte ich nicht darüber schreiben.
Habe mir lange überlegt, ob ich meine Krise überhaupt thematisieren soll. Ich bekomme einige Meldungen, dass man mich bewundert, wie ich das schaffe. Mir ist es wichtig, dass man weiss, dass auch bei mir das Glück nicht grundsätzlich eingemietet ist. Auch ich kämpfe. Ich weiss, dass das Glück täglich erarbeitet werden will. Das gelingt mir meistens recht gut. Glück für mich ist übrigens auch, dass du mitliest, dass du mitreist, mich auf irgend eine Art auf meinem Weg begleitest. Denn dadurch bin ich eben doch nicht ganz allein. Dafür all meinen Lesern ein grosses Dankeschön.
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11/27/2020 1 Comment

Koller

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Aus einer spontanen Regung habe ich ein paar Tage später beim Besuch der Waschanlage auf die Kamera gedrückt. Jetzt finde ich das Video ganz witzig und vor allem soll es symbolisch den Dreck und die schlechten Gedanken wegputzen.
Das Video läuft mit 8-facher Geschwindigkeit. Bei den Gedanken geht das nicht ganz so schnell, aber es funktioniert, wenn man sich entschliesst, die innere Waschanlage laufen zu lassen.
Vor kurzem hätte ich noch genau gewusst, was es braucht, um glücklich zu sein. Ich hatte mit Freundinnen über das Glück philosophiert. Hätte eine ganze Liste aufschreiben können, was gegen miese Stimmung hilft, was man machen könnte, wenn es einmal nicht so passt. Ich war überzeugt, dass mir das gar nicht passieren könnte.
Und heute sitze ich hier und nichts, aber gar nichts stellt mich auf. Die Sonne hält sich hinter Wolken versteckt, es ist kühler geworden. Doch das ist es nicht, ich hab mich warm angezogen. Das Meer ist etwas wilder als an anderen Tagen, wirft seine Wellen unaufhörlich an den Strand und zieht sie rieselnd wieder zurück. Ich sehe es, ich kann es hören, aber was soll ich damit. Nein, nichts kann mich heute aufheitern. Ich sitze da und weiss nicht, was ich mit mir anfangen soll. Bin auch tatsächlich kein Aufsteller, nicht für mich und nicht für andere? Will mich auch nicht im Spiegel sehen, denn da sehe ich meine Grossmutter. Es gibt Tage, da sehe ich meine Mutter. Und wenn ich auch beide sehr geliebt habe, aussehen möchte ich doch nicht wie sie.
Doch das ist nicht das Thema. Aber was ist es denn? Ich kann es nicht formulieren, weiss nur, dass es wieder einmal so weit ist. Langsam hat sich in den letzten Tagen die miese Stimmung angeschlichen, hat sich in mir ausgebreitet, sich fest gehakt.
Der Kühlschrank ist leer, die Bücher sind ausgelesen, ich hab‘s satt auf der Promenade hin und her zu spazieren, den Fischern am Abend zuzusehen, vom Morgen gar nicht zu sprechen. Ich hab‘s einfach satt, ich fühle mich einsam, kein Schwein ruft mich an. Wobei, nein, anrufen braucht mich jetzt auch niemand, denn wenn es mir so geht, wie grad jetzt, dann kann es sein, dass ich nicht einmal das Telefon beantworte. Ich tue mir einfach nur noch leid. Und Hunger hab ich auch. Und Lust auf Fleisch, will nicht ständig diesen blöden Fisch auf dem Teller sehen.
Genau in dieser Stimmung mache ich mich am Nachmittag auf den Weg. Bei Salvador laufe ich vorbei, der kennt mich inzwischen, würde mich freundlich fragen, wie es mir heute geht. Mag jetzt nicht reden.
Ein Restaurant fällt mir auf, das ich noch nie gesehen hatte. Ich kann auch jetzt erst auf den zweiten Blick erkennen, dass es offen ist, dass Licht brennt drinnen.
Es ist ein kleines Lokal, ein paar Tische, die Hälfte davon besetzt. Gediegen weiss gedeckt mit sehr schönen Weingläsern, mit Wänden voller Wein. Die digitale Karte ist diskret an der Wand angebracht. Eine sehr nette Serviertochter fragt mich nach meinen Wünschen. Erstaunt stelle ich fest, dass es in diesem Lokal nicht einen einzigen Fisch gibt. Weder bei den Vorspeisen, noch bei den Hauptgängen. Dafür gibt es Rindfleisch. Entrecote, Filet, Chateaubriand. Sogar Angus ist auf der Karte.
Ich bestelle ein Entrecote, ein Wasser und ein Glas Rotwein. Und ab da werde ich verwöhnt. Schon das Wasser kommt in einer kunstvollen Flasche, der Wein wird mir kredenzt, das Fleisch ist perfekt auf den Punkt gegart und die Gemüsebeilage schmeckt wunderbar.
Ganz langsam erwachen meine Lebensgeister. Zwar sitze ich auch hier allein neben fröhlichen Tischrunden, aber ich fühle mich aufgehoben, willkommen.
Als ich das Restaurant verlasse, spüre ich mich wieder, kenne meine Stärken, weiss wo ich ansetzen muss. Mein Frust ist verflogen, er hat keinen Platz mehr.
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11/25/2020 3 Comments

Baumpflege

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Ich bin wieder einmal vor Sonnenaufgang unterwegs. Am Himmel zeigen sich die ersten Anzeichen des neuen Tages als ich über die lange Brücke über den ausgetrockneten Allgarrobo-Bach gehe. Ich gehe der Sonne entgegen, hab noch etwas Zeit, sie steigt erst in zehn Minuten aus dem Meer.
Um acht bin ich am Strand. Regelmässig rollen die Wellen heran, überschlagen sich kurz vor den Ufer-Steinen und erreichen diese als strudelnder Schaum. Umspülen die Steine bis in den letzten Winkel, lecken den Sand und ziehen sich wieder zurück. Schon rollt die nächste Welle. Das ist es, was mich immer wieder fasziniert. Dieses Kommen und Gehen, diese sanfte Kraft, der nichts entgegengesetzt werden kann. Das Wasser fliesst, vor und zurück, kennt kaum Widerstand, nimmt Sandkörner mit und bringt neue, lässt Muschelstücke liegen und verschiebt Kiesel. Es braucht grosse Steine, um dem Wasser Grenzen zu setzen. Doch wenn die Zeit für Sturm ist, wird das Wasser auch diese Steine angreifen. Heute ist das Meer ruhig. Es liegt ein Glanz über dem Wasser.
Und jetzt, hinten am Horizont erscheint ein kleines Licht. Ein Punkt nur, aber er wird breiter. Die Wolken erstrahlen jetzt in noch intensiverem Glanz. Die Welt ist golden, die Sonne kommt aus dem Wasser, wird breiter, wird rot, wird rund. Zwanzig Minuten später ist sie ganz da, blendet. Der Himmel wird blau, das wasser weiss schäumend, das Gold ist verschwunden. Ich drehe mich um, schlendere zurück. Da wo die tiefstehende Sonne auftritt, hüllt sie jetzt alles in ihren goldenen Schein ein. Das kleine Häuschen von Carmen erstrahlt golden. Die Pflanzen in den Blumentöpfen strecken der Sonne ihre Blättr entgegen. Der abblätternde Wohnblock erstrahlt warm.
Ich hätte jetzt Lust auf einen Cappuccino, gehe am Block vorbei, komme zum Dolce Vita, wo sich am Abend wieder die Sonnenanbeter zum letzten Drink des Tages sammeln werden.
Jetzt ist es noch geschlossen. So wie alle Restaurants zu dieser frühen Stunde. Wann sie öffnen werden, ist nirgens ersichtlich. Die meisten Speiserestaurant werden gegen Mittag öffnen, andere öffnen heute gar nicht, gar nicht mehr in dieser Saison. Obwohl die Menutafeln mit allen Angeboten noch immer draussen stehen, die Tische noch aufgedeckt sind. Allzeit bereit. Falls die Sanktionen vorbei gehen, mehr Leute kommen würden, könnte man wieder öffnen. Einige werden nie mehr öffnen, jedenfalls nicht mehr unter dem früheren Betreiber.
In der Chiki-Bar brennt Licht. Hier sitzen bereits ein paar Leute beim Kaffee. "Gibt es Croissante?" frage ich. "Ja, mit Kase und Schinken?" Eigentlich hatte ich mir ein ganz normal trockenes Croissante vorgestellt, aber ich nehme das Angebot an und bekomme ein grosses Croissante, gefüllt mit Käse und Schinken und kurz unter dem Grill gewärmt. Schmeckt gut, werde ich mir merken und wieder einmal hier einkehren.
Auf dem Heimweg begegne ich einem Gärtner. Er ist dabei, die hohen Palmen zu stutzen. Mit eienr speziellen Vorrichtung ist er bis hinauf zum Wipfel der Palme geklettert und schneidet mit einem scharfen Werkzeug die langen Palmwedel, holt die riesigen Fruchtstände zwischen den Blättern hervor und befreit  die Palme von allen ausgetrockneten Blattresten. Leider ist er zu weit oben, ich kann ihn nicht nach den Papageiennestern fragen. Aber er bestätigt mir, dass er alle Palmen auf diesem Rasen stutzen wird.
Am Abend mache ich mich auf die Suche nach den Resultaten seiner heutigen Arbeit und tatsächlich. Alle Palmen haben ihre riesigen runden Wedel verloren. Nur noch ein paar Wedel stehen auf dem Zenit der schön gestutzten Stämme. Sogar die ganz hohe Palme ist geputzt. Es ist, als ob ein Coiffeur mit seiner Haarschneidemaschine durchgefahren wäre. Die Palmen sehen aus, wie hoch aufsetzte Ananas. Sie werden wieder austreiben, da bin ich sicher. Schon bald werden in der Mitte neue Wedel treiben, die bestehenden werden ihnen Platz machen und sich im Kreis neigen. Ich hoffe nur, dass der grosse Gummibaum, der in der Ecke steht, von dieser Aktion verschont wird.
Ich stelle mich unter seine Äste und schaue dem Gärtner zu, der jetzt mit einer Motorsäge arbeitet. Damit gibt er der Ananas der letzten Schliff, holt allen Unrat vom Stamm und ganz bestimmt räumt er dabei die Nester der Papageien endgültig aus. Sie seien zu einer Plage geworden, weil dieses Jahr die Touristen ausgeblieben sind, weil es so ruhig war, habe ich gelesen. Schade, mit der Ruhe ist es wohl jetzt vorbei, die Vögel werden neue Unterkünfte finden müssen, werden wohl nicht mehr so viele Junge ausbrüten können.
Ich werde in den nächsten Tagen wieder kommen um nachzusehen, was mit dem Gummibaum passiert.
Ich spaziere weiter, komme zu den Fischerhäuschen und bin schon bald beim Hafen. Es ist noch zu früh für den Sonnenuntergang. Soll ich irgendwo einkehren. Zum Nachtessen reicht es nicht mehr, in einer knappen Stunde schliessen die Restaurants. Ich kann mich nicht entschliessen, laufe weiter. Und bin plötztlich wieder auf der Hafenmauer, auf dem Weg zum äusseren Leuchtturm.
Ein Boot hat hier festgemacht, die Männer putzen das Deck. Der Kapitän startet den Motor und schon will ich ihm  'Petri Heil' wünschen, aber ich nehme nicht an, dass er mich verstehen würde und wie der entsprechende Wunsch in spanisch heisst, weiss ich nicht. Er will auch gar nicht losfahren, denn soeben ist ein Lastwagen vorgefahren. Auf der Brücke ist eine grosse Rolle mit dem aufgerollten Netz. Dieses wird jetzt auf das Boot übertragen. Dank dem Schiffsmotor läuft die grosse Rolle im Schiff. Sechzig Meter lang ist das Netz, erklärt mir der Kapitän. Er wird heute nicht mehr hinausfahren, erst morgen in der früh, wird er wieder starten.
Ich glaube ich habe unterdessen den Unterschied gesehen, zwischen den Fischerbooten der Nacht und jenen des Tages. Werde mich aber gelegentlich noch einmal erkundigen. Der Kapitän hier ist zwar nett, aber er hat keine Zeit, muss das Umrollen überwachen.
Als das ganze Netz im Schiff ist, fährt er los. Die Leute haben jetzt Feierabend, das Boot fährt in den Hafen, bereit für den neuen Start am frühen Morgen. 
Dafür fahren jetzt die Boote für die Nacht aus. Immer mit dem kleinen Lockboot mit den grossen Lampen, das am Bug angehängt ist. Eine ganze Flotte ist es, die jetzt hinaus fährt und ich kann sehen, dass bei allen die grossen eisernen Tore fehlen, die bei den Booten des Tages hinten überall ausgefahren sind. Ich nehme an, dass damit die Netze hereingeholt werden. Doch wie machen das die Boote der Nacht? Warum brauchen die das nicht? 
Inzwischen ist die Sonne zum Horizont gesunken, schickt ihre rotgoldenen Strahlen über das Wasser. Genauso majestätisch, wie sie am Morgen aufgetaucht ist, verabschiedet sie sich jetzt. Die Boote fahren hinaus auf der goldenen Strasse und von der anderen Seite kommen die Boote jetzt herein. Begleitet von den Möwen, die auf der Hafenmauer gewartet haben.
Nachdem die Sonne endgültig versunken ist und die Welt in einem versöhnlichen Rosa hinterlässt, verlasse ich den Ort, komme zum Platz, wo die Netzreparierer eben ihre Sachen zusammen packen. Die Katzen sind gefüttert, der Mann, der mir beim letzten Mal ein paar Fragen beantwortet hat, winkt mir zu, bevor er mit seinem Wagen losfährt.
Auf der Mauer stehen zwei Männer. Sie sind am Fischen. Doch wie soll das gehen? Sie haben nur eine Schnur in der Hand. Ich bleibe stehen, sehe ihnen zu. Was sie wohl fangen? manchmal zuckt die Schnur, dann holen sie sie vorsichtig ein. Ein Stück Plastik hat sich daran verfangen, ein Rest eines Netzes. Dann holen sie Ihr Taschenmesser, schneiden den Unrat los und werfen den Köder zurück ins Wasser. Nachdem ich eine Weile zugesehen habe, wage ich zu fragen: "Befreit ihr das Wasser vom Müll?" Er ist etwas perplex, zeigt mir dann aber seinen Fang, der sich inzwischen im ausgelegten Netz verkrochen hat. Ein Tintenfisch. Die beiden sind Tintenfisch-Fischer.
Egal, wie oft ich hierher komme, ich werde immer wieder etwas neues entdecken.
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11/21/2020 4 Comments

Vögel

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Heute mache ich mich auf, die gestutzten Bäume zu suchen. Ich habe es noch immer nicht verkraftet, dass mein schöner Gummibaum nur noch eine Ruine ist.
Inzwischen habe ich zwar mit einer Freundin in der Schweiz darüber gesprochen und sie hat mir versichert, dass der Baum auf jeden Fall wieder austreiben wird. Vielleicht sogar schöner als vorher. Trotzdem kann ich es nicht glauben, was die Gemeindeangestellten getan haben.
Sie waren allerdings nicht nur hier am Werk, ganz viele Bäume wurden zurückgeschnitten. Das macht bestimmt Sinn und die schön gepflegte Anlage rund um die Blöcke zeigt auch, dass man tatsächlich etwas vom Baumschneiden versteht. Jetzt im November ist der richtige Zeitpunkt für die Baumpflege. Eine Palme hat die Aktion allerdings nicht überlebt, im Hafen zeugt nur noch ein Stumpf von ihr.
Verschiedene Büsche mussten Äste lassen. So liegen auch die schönen gelben Blumen, die ich noch vorgestern fotografiert habe, neben dem Busch. Immerhin ein paar Blätter sind ihm geblieben.
Ich habe genug von den Baumruinen und ändere meinen Fokus. Es gibt ja immer noch Blumen. Rund um die Palmen blühen schöne Winterastern. Die orangen Strelizienbüsche vor dem Haus treiben dauernd neue Blüten. auch die fast drei Meter hohe Baumstrelizie hat zwei neue weisse Blüten. Hinter dem Haus gibt es eine kleine Rabatte wo ein paar einfache Rosen die letzten Blätter tapfer gegen den Wind festhalten. Hibiskus blüht noch immer in allen Farben. Und die niedrigen Bodendecker bei den Palmen im Hafen fangen grad an ihre winzigen rosa Blumen zu entwickeln.
Während ich den Blumen auf der Spur bin, fallen mir die Papageien in den Palmen auf. Sie sind heute wieder speziell aktiv. Es scheint, dass auf allen Palmen neue Nester gebaut werden. Die Vögel fliegen mit Ästen und Fasern im Schnabel von Palme zu Palme. Sie zanken und zetern, sie streiten und machen wieder einen Riesenlärm. Sie flattern um die Palmen, ich glaube, sie suchen neue Plätze für ihre Nester, weil viele ihr Heim verloren haben. Jetzt werden vielleicht neue Mieten ausgehandelt, neue Wohnungen gebaut.
Paarweise reissen sie überflüssige Pflanzenteile weg, unter einigen Palmen bilden sich schon kleine Abfallhaufen. Ich weiss noch immer nicht genau wo sie ihre Nester bauen. Oben zwischen den Palmwedeln, oder doch eher zwischen den abgeschnittenen Stummeln? Jedenfalls sind sie beschäftigt. Vor allem am Morgen und dann wieder am späten Nachmittag sind sie aktiv. Leider wohnen in den Palmen direkt vor meiner Küche keine Papageien, ich würde gern ein wenig ins Nest spionieren. Auch wenn ich länger auf der Lauer bleibe, selten nähert sich ein Papagei meinen Palmen. Und wenn, dann nur im Vorbeiflug und da bin ich mit meiner Kamera kaum auf Piket.
Am Nachmittag gehe ich zur Strandbeiz, die die ganze Woche geschlossen war. Heute hat es ein paar Gäste, denn heute spielt die Musik. Zwei Gitarren und eine Sängerin machen Stimmung. Dumm nur, dass sie kurz nach vier Uhr aufhören. Und dabei bin ich doch erst grad gekommen. 
'Samstag Musik', war alles, was auf dem Plakat stand. Ich sollte mich wohl in Zukunft etwas besser informieren. Auch über die Küchen-Öffnungszeiten. Offensichtich bin ich auch dafür zu spät.
Für den Kuchen im modernen Cafe beim Jachthafen ist es dafür nicht zu spät. Er wird nicht nur sehr attraktiv serviert, er schmeckt auch sehr fein. Mandelkuchen mit Eis und Rahm. Dazu ein  Cappuccino. Ich bin bereit, meinen heutigen Spaziergang auszudehnen.
Ich hatte mir vorgenommen, einfach weiter zu laufen. Weiter als bis zum Fischerhafen. Heute steht da übrigens kein Wächter, ich könnte also sogar zu den Fischerbooten kommen. Werde das nächstens wieder einmal versuchen. Ob die immer noch vor allem Boquerones fangen?
Ich komme an einem Strandabschnitt vorbei, der offensichtlich den Möven gehört. Er ist gegen die Strasse mit einem Zaun abgesperrt und hier sitzen die Möven. Sitzen, spazieren, baden ihre Füsse im Meer und wahrschenlich brüten sie hier auch ihre Eier aus.
Und sie haben einen perfekten Blick zum Fischerhafen. Können also jederzeit starten, wenn sich ein Fischerboot vom Meer her nähert.
Dann fliegen sie auf und begleiten es bis zum Dock, wo der Fang ausgeladen wird. Einige bleiben auch dort und picken aus den ausgelegten Netzen die letzen Fischreste. Helfen den Fischern, ihre Netze zu reinigen. Ich sehe den Vögeln  eine Weile zu. Höre ihnen zu. Ihre Schreie sind heiser, sie kreischen, sie zanken sich, während andere ruhig im Sand sitzen.
Nebst den Papageien und den Seemöven gibt es auch noch ein paar Tauben, doch die fallen kaum auf.
Langsam sinkt die Sonne zum Meer. Ich habe mir schon am Mittag einen Platz für heute Abend ausgesucht. Dort auf den Steinen beim kleinen Leuchtturm am Ende des Mövenstrands kann ich meine Glaskugel positionieren.
Sie braucht einen festen Stand, wo sie nicht hinunterfallen kann. Ich trage sie immer in meiner Handtasche, vergesse aber immer wieder, sie zu benutzen. Heute will ich sie mit dem Sonnenuntergang ausprobieren.
Das muss fantastische Bilder geben.
Heute wurde die Verlängerung der Corona-Sanktionen verkündet. Eigentlich waren sie nur bis morgen, den 23. November bestimmt. Jetzt sind sie bis 10. Dezember ausgedehnt.
Ich werde also weiterhin Spaziergänge im Dorf machen müssen.
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11/19/2020 2 Comments

Spaziergänge

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Ich bin keine Spaziergängerin. Ehrlich gesagt ist mir das zu langweilig. Auch wenn mich jetzt all meine Freundinnen darum beneiden, dass ich jeden Tag lange Spaziergänge dem Meer entlang machen könnte.
Ich kann das Meer auch direkt von meinem Arbeitsplatz aus sehen. Sogar bei ganz offenem Fenster, so dass ich sowohl die Temperatur wie auch die frische Luft mitbekomme.
Es ist noch immer mild, ja fast heiss. Jedenfalls an der Sonne. 19 Grad zeigt das Thermometer, und am Mittag ist es an der Sonne richtig heiss.
Natürlich gehe ich doch manchmal auf Entdeckungen hinaus. Wenn ich mir ein Ziel vornehme, dann finde ich sogar Spazieren spannend. Die letzten Tage war ich auf der Suche nach Details. An der Hauptstrasse werde ich dabei nicht richtig fündig, ausser dass da an beiden Strassenseiten viele kleine Orangenbäume stehen. Jetzt tragen sie reife Früchte und es scheint, dass sich kein Mensch dafür interessiert. Vielleicht werde ich mal jemanden fragen, vielleicht weiss man in der Bäckerei mehr, wo ich vor ein paar Tagen zuckersüsse kandierte Orangenschnitze gekauft hatte. Sie haben vom Saft getropft und waren sündhaft fein. Aber es war Abend und schon ziemlich dunkel. Da habe ich vergessen, nach den Orangenbäumen draussen an der Strasse zu fragen.
Die beiden schönen Brunnen habe ich ebenfalls an der Hauptstrasse gefunden. Sonst gibt es dort viele kleine Geschäfte, von denen die meisten jetzt geschlossen sind. Ob das wegen der Jahreszeit ist, oder ob es doch eher wegen Corona ist, kann ich nicht ausmachen, glaube aber eher an das zweite, denn an vielen Orten hängt ein Schild 'se vende' zu verkaufen und es ist klar, dass das Geschäft nie mehr öffnen wird.
Ausserdem kann ich an der Hauptstrasse auch sehr gut erkennen, dass ich die Quarantäne-Vorschrift verletze. Denn ich brauche nicht weit zu gehen, schon stehe ich an der Gemeindegrenze. Caleta de Velez ist schon verbotenes Terrain, denn die Vorschrift heisst: Das eigene Dorf nicht verlassen. Unten am Meer gibt es keine Ortstafeln. Natürlich überschreibe ich auch hier die Grenze schon nach ein paar Blöcken. Der Yachthafen mit dem angrenzenden Fischerhafen gehört zu Caleta.
Auch die kleinen Fischerhäuschen, die in langer Reihe da stehen. Jedes hat seinen ganz eigenen Stil, geschmückt mit den typischen Azulejos Andaluz und in starken Farben bemalt. Sie sind nicht auffällig, setzen nur Akzente, die in ihrer ganzen Einheit und Verschiedenartigkeit gut zusammen passen.
Hier, in der Nummer 39 wurde Francisco, der alte Fischer geboren. Nachdem seine Mutter vor ein paar Jahren gestorben ist und niemand von seinen Geschwistern sich für das Haus interessierte, wurde es verkauft. Jetzt steht davor eine kleine Wendeltreppe, die zum oberen Stock führt. Ich nehme an, dass das Haus jetzt zwei Touristenunterkünfte bietet, jedes mit eigenem Zugang. Aber in vielen Häusern wohnen noch die alten Besitzer. Die Türen sind halboffen, meist mit Girlanden vor der Sonne geschützt. Erst am Abend, wenn die Sonne untergeht, kommen die Menschen heraus. setzen sich auf ihre Plastikstühle und sehen dem Sonnenuntergang zu. Jeden Abend bietet sich ein grandioses Schauspiel.
An den Häusern gibt es überall kleine Dokorationen. Bilder der Jungfrau 'Virgen del Carmen' treffe ich an verschiedenen Orten. Weil ich diese 'Jungfrau del Carmen' auch in Südamerika oft antreffe, will ich wissen, was es mit dieser Bezeichnung auf sich hat. Wikipedia weiss Bescheid und erzählt mir, dass es sich um die 'Liebe Frau auf dem Berge Karmel' handelt, die mit der Zeit auf 'del Carmen' reduziert wurde. Sie ist die Schutzpatronin der Karmeliterinnen, die auf dem Berg Karmel im heiligen Land wohnten. - Wieder mal was gelernt. 
Die Häuser sind alle sehr gepflegt und sauber. Viele sind frisch gestrichen, haben Blumen vor der Haustüre oder in kleinen Blumentöpfen an der Wand. Die Türen und Fenster sind mit den Keramikplatten dekoriert. Wenn die Mauer nicht mit den Kacheln geschmückt ist, sind es kleine kunstvoll angebrachte Steine oder andere Materialien, mit denen das Haus seinen ganz eigenen Stil bekommt. Kein Touristenstil, bei dem am Schluss alles zwar schön, aber langweilig aussieht. Es ist also durchaus spannend, so ein Spaziergang am Meer, entlang der kleinen Fischerhäuser.
Ganz nebenbei bin ich dabei auch auf ein neues Lieblingsrestaurant gestossen. Es ist mir lange nicht aufgefallen, da es unscheinbar an der Strasse steht und meistens niemand an den Tischen sitzt. Das hat aber weniger mit einer schlechten Küche, sondern vielmehr mit den wenigen Touristen zu tun.
Die Speisekarte ist hier noch nicht digital, sondern steht ganz nach altem Stil auf der anderen Strassenseite aufgereiht. Dort wo auch der Grill steht. Und das Angebot ist riesig. Es sind vor allem Fische und Meerestiere. Langsam esse ich mich durch das Angebot.
Salvador, der Wirt bringt mir jeweils ein frisch aufgebackenes Brötchen mit Ayoli, der Knoblauchmayonaise. "Sie schmeckt sehr fein, über deinen Fischfilets" meint er, "macht aber eben ein wenig dick" - engorda. Dabei streicht er zärlich über seinen dicken Bauch und lächelt hinter seine Maske so verschmitzt, dass ich nicht widerstehen kann. 
Zum Kaffee offerierte er mir beim ersten Mal einen Brandy gratis.
Gestern konnte er mir auf meine Note nicht richtig herausgeben. Ich schulde ihm noch 2 Euros. "Du kannst sie das nächste Mal bringen, mach dir keine Sorgen", meinte er. Also muss ich wohl wieder hingehen.
Um sechs Uhr geht die Sonne unter, um diese Zeit müssen die Restaurants seit der Quarantäne-Regelung schliessen. Ich bin also meistens kurz danach zu Hause. Sitze noch einen Moment am Fenster und höre den Wellen zu.
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11/17/2020 1 Comment

Boquerones

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Heute will ich endlich Boquerones essen. Darum gehe ich frühzeitig aus dem Haus, nicht dass ich wieder einer der letzten Gäste bin und es schon wieder keine mehr im Angebot hat.
Ich komme aus der Haustüre und bin geschockt. Der Gummibaum ist weg. Noch vor ein paar Tagen hab ich ihn wieder einmal fotografiert, weil er mir so imponiert hat. Dieser riesige Baum der immer neue grüne Blätter ausgerollt hat. Er wurde komplett gestutzt, alle Zweige, alle Blätter wurden geschnitten. Zurück geblieben ist ein dicker Stamm mit ein paar stumpfen Ästen. Während ich noch da stehe und staune, kommt eine ältere Frau. Auch sie schüttelt den Kopf. "Es ist eine Schande", sagt sie, "ich kann nicht verstehen, warum die das gemacht haben". Auch der Mann, der auf einer Bank sitzt und zum Baum schaut, ist fassungslos. Ja, bestätigen mir beide, er wird neu ausschlagen, es werden neue Äste wachsen, aber das dauert Jahre.
Vor ein paar Tagen habe ich den Gemeindearbeitern zugesehen, wie sie die Palmen geschnitten haben. Sie haben die untersten Wedel weggeschnitten und die Palmen wieder in Form gebracht. Ob die tatsächlich Auftrag hatten, den Gummibaum komplett zu stutzen. Ich bleibe einen Moment auf einer Bank sitzen, denke an den wunderbaren Baum und der Anblick der nackten Äste macht mich richtig traurig. Ausgerechnet mein Gummibaum.
Doch dann besinne ich mich, ich will zur Viuda, hoffe, dass das Restaurant offen ist, und dass sie Boqueronens haben. Ich habe kaum das trockene Bachbett auf der geschwungenen Brücke überquert, da hält mich ein Mann an: "Willst du Boquerones?" Warum weiss der das, frage ich mich und sehe, dass er auf seinem Fahrrad einen Behälter mit Eis und kleinen Fischen transportiert. Er verkauft tatsächlich Boquerones. "ja, ich will welche, aber ich kann sie nicht selber zubereiten, ich will sie im Restaurant essen", sage ich.
Worauf er mir erklärt, dass die ganz einfach zu  braten seien, und dass ein Kilo grad mal 6 Euros kosten würde. "Ich weiss nicht wie man die macht", versuche ich mich aus der Falle zu ziehen, aber er erklärt es mir: Etwas Salz und Mehl, in der Pfanne kurz anbraten und am Schluss ein wenig Zitronensaft, das ist alles.
Er hat mich überzeugt, ich will eine Handvoll, will es versuchen. Viel zuviel schöpft er mir in einen Plastiksack und ich kann gleich wieder zurück nach Hause und die Fische im Kühlschrank versorgen. Auf Kochen habe ich im Moment keine Lust.
Also bin ich kurz darauf schon wieder unterwegs zur Viuda. Diesmal lasse ich mich von nichts und niemandem mehr aufhalten. Das Restaurant ist offen, aber es ist nur der Wirt da. Ich frage nach Muscheln. Ja, das hat er. Bald sitze ich vor einem Teller voller Muscheln in einer wunderbaren scharfen Tomatensosse. So habe ich sie noch nie gegessen.
Ich hätte noch 'Katze im Topf', meint der Wirt lachend und zeigt auf die graue Katze, die es sich bei den Blumentöpfen gemütlich gemacht hat. Beste Gelegenheit, mich nach den Katzen zu erkundigen, die ich schon öfters in den grossen Steinen bei der Mauer zum Meer gesehen habe. "Gehören die jemandem?" will ich wissen. "Nein, die leben hier am Strand. Aber sie kommen mich manchmal besuchen", meint der Wirt. Manchmal bekommen sie von den Anwohnern Futter. Sie sehen alle recht gut genährt aus, es scheint ihnen nicht schlecht zu gehen, denke ich. Ich bin bereits beim Kaffee, als ein älteres Paar hereinkommt. Es scheint, dass wir an diesem Nachmittag die einzigen Gäste sind.
Um meine Boquerones zuzubereiten, brauche ich Mehl, ich möchte aber kein ganzes Kilogramm kaufen. Darum erkläre ich dem Wirt mein Anliegen und frage ihn, ob er mir etwas Mehl verkaufen könne. Natürlich kann er das, er bringt mir in einem Plastikbehälter ein paar Löffel und dazu den Tipp: "Zuerst die Fische waschen, abtrocknen, dann salzen und erst dann etwas Mehl darüberstreuen. Dann im heissen Olivenöl braten". Ich verspreche, zu melden, wie es mir gegangen ist. Das Mehl bekomme ich gratis.
Auf dem Rückweg komme ich am kleinen Haus mit den vielen Blumentöpfen vorbei. Heute sitzt die Besitzerin in ihrem Garten und ich gratuliere ihr zu den schönen Blumen. Sie heisst Carmen und lebt schon ihr ganzes Leben in dem kleinen Häuschen. Sie hatte hier sechs Kinder, die aber alle ausgezogen und ihre eigenen Familien haben. Seit acht Jahren lebt sie allein hier. Ja, sie bekommt viele Komplimente für ihre Blumen und das freut sie immer. Heiss sei es heute, meint sie dann, ungewöhnlich heiss für November.
Bevor ich mich verabschiede, erzähle ich ihr von meinen Fischen. Das amüsiert sie, auch sie meint, das sei sehr einfach. Salz, Mehl, Olivenöl mit Knoblauch und am Schluss etwas Zitronensaft. Dazu Brot und Ayoli. Jetzt kann definitiv nichts mehr schief gehen.
Zu Hause mache ich erst einmal ausgiebig Siesta. Ich finde nämlich auch, dass es heute ziemlich warm sei und ausserdem spüre ich den Weisswein und den Honig-Rum, den mir der Wirt offeriert hat.
Den Sonnenuntergang sehe ich vom Fenster aus, das reicht, denn heute verschwindet die Sonne hinter ein paar Wolken am Horizont und den ganzen Zauber mit dem orange-goldenen Himmel vergisst sie einfach.
Dann hole ich die Fische aus dem Kühlschrank. Und tatsächlich. Ich entwickle mich langsam zur Fischköchin, mein Nachtessen schmeckt wunderbar. Ich geniesse meine Boquerones zum Dienstagskrimi im Schweizer Fernsehen.
Boquerones sind Sardellen. Sie sind etwas kleiner als Sardinen. An der Costa Blanca wurden sie jeweils als 'kleine Fische' auf der deutsch geschriebenen Speisekarte angeboten.
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11/16/2020 0 Comments

Chillen

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Ausgerechnet jetzt wo ich Zeit hätte, gibt es nichts mehr zu Schreiben. Ich bin aktuell mit Blog-Schreiben und neue Ausflüge gibt es nicht. Also kann ich lange ausschlafen, lesen, träumen und chatten. Oder lange Telefonate führen. Immer wieder schön, wenn sich jemand meldet, wenn ich jemanden erreiche.
Zwar würde mein Kühlschrank noch was hergeben, aber ich habe keine Lust zum Kochen und ausserdem möchte ich Boquerones versuchen. Die Fische, die die Fischer im Moment in ihren feinmaschigen Netzen nach Hause bringen.
Ich gehe also auf die Suche nach einem Restaurant, das offen ist. Es ist Sonntag und heute sind etwas mehr Leute unterwegs als während der Woche.
In einem Strandbeizlein kehre ich ein. Ein paar Tische sind besetzt.
Nein Boquerones haben sie keine, obwohl es auf der Karte steht, aber Sardinen sind im Angebot. Es ist schon später Nachmittag, die Restaurant haben nur bis sechs Uhr offen. Also ist es wohl besser, wenn ich die Sardinen nehme, statt noch lange etwas anderes zu suchen.
Sie kommen vom Grill und sind wohl als kleine Leckerei gedacht. Aber sie schmecken gut und der Kellner ist nett. Ja, sie hätten jeden Tag offen, ausser Dienstag, erklärt er und am Samstag hätten sie Musik. Ich werde mir das Restaurant merken, es war mir bisher gar nicht aufgefallen.
Im Segelhafen ist es still, die Boote spiegeln sich im ruhigen Wasser. Auch hier liegt das Wasser wie ein grosser Spiegel vor mir. Auf den Fotos kommt dieser Effekt besonders gut zur Geltung. Und die Beleuchtung, kurz vor Sonnenuntergang ist sehr speziell.
Weiter komme ich zur Mole wo die Fischerboote anlegen. Bis ganz ans Ende gehe ich, da wo ich eine gute Sicht auf die Sonne habe. Und auf das Segelschiff, dass mit den letzten Sonnenstrahlen in den Hafen fährt. Sonst ist heute nichts los, es ist Sonntag, die Fischer haben frei.
Ich sehe den Möven zu, die noch immer ein paar Reste in den Netzen finden, die vor dem grossen Boot mit dem Kran liegen.
Am nächsten Tag versuche ich mein Glück erneut. Heute bin ich der einzige Gast im Strandrestaurant und der Wirt bedauert. Boquerones hat er keine mehr, aber er empfiehlt mir Rosado plancha. Fischstücklein mit Knoblauch und Kräutern, leicht gebraten. Genau das richtige für den kleinen Hunger. Als ich gehe, erklärt er, dass er diese Woche erst am Samstag wieder öffnen werde. Es kommen einfach zu wenig Gäste. Aber am Wochenende hätte es mehr Leute und am Samstag gäbe es Musik.
Diesmal gehe ich auf die Hafenmauer. Die lange Mauer, die den ganzen Hafen einfasst. Die rund um den Jachthafen geht und auch die Reede einschliesst, wo ein paar Schiffe im Trockendock stehen. Ganz draussen steht ein kleiner Leuchtturm.
Auf dem Weg begegne ich ein paar Männern, die die Netze flicken. Ja, die werden jeden Tag überprüft. Manchmal müssen Schwimmer neu befestigt werden, Eisenketten repariert, die Netze neu geknüpft werden. Etwas geht immer kaputt beim Fischen. "Das ist auch gut so", meint der Mann, mit dem ich ins Gespräch komme. "Sonst hätten wir hier nichts mehr zu tun."
Eines der grossen Fischerboote ist ein Katamaran. Ich frage den Mann, ob das besser sei. "Moderne Fischerei, " meint er etwas abschätzig, "Der ist von Marbella." Tatsächlich steht da Marbella auf dem Heck des Bootes.
Ich gehe bis ans Ende der Mauer, setze mich auf einen eisernen Poller und sehe den Schiffen zu. Einige kehren heim und bringen eine Schar Möven mit, andere fahren jetzt hinaus. Sie werden die Nacht draussen verbringen. Jetzt sehe ich auch, dass sie immer eines dieser kleinen Boote mit den Lampen angehängt haben wenn sie den Hafen verlassen
Heute ist einiges los hier. Die Schiffe, die tagsüber draussen waren und inzwischen ihren Fang bei der Fischhalle ausgeladen haben, fahren zu ihrem Liegeplatz. Dabei fahren sie fast wie Autos vor und rückwärts. Ich staune, wie genau sie manöverieren und wie schnell sie dabei ihren Platz anpeilen. Als ob man bei einem Schiff einfach so wie beim Auto bremsen könnte.
Möven hocken oben auf der Mauer. Sobald sich ein Schiff nähert, fliegen alle zusammen auf, begleiten das Boot zur Halle, wo der Fang ausgeladen wird.
Jetzt nähert sich die Sonne dem Horizont und ganz langsam taucht sie alles in ihr oranges Licht. Der Himmel wird golden, die Wolken rosa. Es ist jedes Mal ein Erlebnis, der Sonne zuzusehen, sie sie sich verabschiedet, wie sie mit ihren letzten Strahlen die Welt verzaubert, ich kann davon gar nie genug haben.
Auch heute wieder kehrt ein Segelschiff in diesem magischen Licht in den Hafen zurück.
Bald ist es dunkel, die Netzarbeiter packen zusammen, machen Feierabend. Ich verabschiede mich. Der Mann, mit dem ich vorher gesprochen habe, holt noch eine Büchse aus seiner Tasche und füttert zwei Katzen, die schon länger herumgelungert sind. "Nein," lacht er auf meine Frage. "Nein, die beiden mögen keine Fische, die wollen Fleisch".
Es wird jetzt schnell dunkel, wenn die Sonne weg ist. Am Ufer stehen noch ein paar Fischer, die mit ihren Ruten ihr Glück versuchen.
Auf der Promenade ist jetzt kaum mehr jemand unterwegs. Auch ich bin bald zu Hause.
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11/13/2020 0 Comments

Lockdown

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Es lag in der Luft, ich wollte es nur nicht sehen. Die geschlossene Kathedrale in Granada, der Hinweis auf der Homepage der Höhle von Nerja, als ich für meinen Blog recherchierte. 'Im Moment geschlossen' stand da, obwohl wir doch vor ein paar Tagen dort waren. Und dann war noch der Hinweis einer Freundin, die eigentlich nach Andalusien fliegen wollte, dann aber wegen des Orts-Lockdowns die Reise verschob. Vielleicht hatte sogar der Wächter bei den Fischern damit einen Zusammenhang.
Herta hat eine deutsch-sprachige Zeitung gekauft und jetzt haben wir es schriftlich:
Andalusien ist im Teil-Lockdown. Reisen und den Ort verlassen ist verboten, Restaurants schliessen um 18.00 Uhr, Ausgangssperre von 22.00 bis 7.00 Uhr.
Natürlich muss ich mir erst einmal überlegen, was das für mich für Konsequenzen hat. Die Ausflüge, die wir noch geplant hatten, müssen wir verschieben, das ist aber nicht weiter schlimm.
Nachts sind wir beide nie unterwegs, die Sonne geht gegen acht Uhr auf, also auch der Sonnenaufgang am Strand ist noch gewährleistet, wenn ich tatsächlich hinaus will.
Bis wir den Lockdown überhaupt bemerken, habe ich bereits zwei Tage mit Schreiben verbracht, ohne etwas zu merken. Einzig, dass im Moment noch weniger Leute auf der Promenade vor meinem Haus flanieren, ist mir aufgefallen, aber ich dachte, es wären einige Touristen abgereist, den inzwischen ist es Mitte November.
Ich werde auch die nächsten Tage noch beschäftigt sein mit Schreiben um endlich aktuell werden.
Meine Ausflüge werden sich auf Spaziergänge durch Algarrobo reduzieren. Gut habe ich das nicht schon früher gemacht, jetzt gibt es also das eine oder andere noch zu entdecken.
Zum Lesen habe ich noch, im Moment befasse ich mich mit einem Murmelsammler. Bis zum 23. November sind es, jetzt wo ich diesen Text schreibe noch acht Tage. Also kein Problem. Ich werde vielleicht öfters kochen, Fisch und Crevetten schaffe ich schon recht gut. Einkaufen kann ich noch und da gibt es auch ganz viele süssen Dinge.
Ausschlafen kann ich jetzt auch ohne schlechtes Gewissen, ohne zu befürchten, dass ich etwas verpassen könnte. Ich bin ja eh ein Couch Potato. Habe das Wort heute Morgen im Radio gehört und wusste, das ist genau der richtige Ausdruck für mich. Also alles kein Problem. Das wichtigste ist jetzt sowieso, gesund zu bleiben. Und nicht nur ich, die ganze Gesellschaft sollte wieder gesund werden, vom Virus haben wir langsam genug. Frankreich ist bereits im Lockdown, Österreich macht heute zu. Komplett.
Ich bin sehr dankbar, dass ich hier ein darf, dass ich hier einen Rückzugsort habe, wo ich mich wirklich sicher fühle. Mit eigener Küche, Kühlschrank, mit Radio, Fernseher, Büchern und Computer. Und einer Freundin in der Nähe, die ich spüre, auch wenn wir uns jetzt im Moment nicht mehr sehen, denn irgendwie ziehen wir uns beide etwas zurück, um dann wenn es wieder möglich ist, durchzustarten.
Ich bin gespannt, wie es weiter geht.
Die Fotos sind von meinem heutigen Spaziergang. Im Restaurant Bravo hat der Wirt seine Stammgäste auf Kissen drucken lassen, so hat er sie immer um sich. Eine nette Geste.
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11/11/2020 1 Comment

Fischer

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Heute Morgen bin ich schon bei Sonnenaufgang unterwegs. Helga hat festgestellt, dass kurz vor Sonnenaufgang die Fischerboote zurückkehren. Sie hat in der Dunkelheit die Lichter der Schiffe am Horizont gesehen.
Bevor ich mich auf den Weg mache, sehe ich noch kurz dem Wunder der aufsteigenden Sonne zu. Weit draussen kann ich ein Schiff erkennen, ob es ein Fischerboot ist?
Vorbei an Möven, die am Ufer stehen und die heranrollenden Wellen beobachten, vorbei am Segelhafen wo die Seile leise an die Segelstangen schlagen, komme ich zum Fischerhafen. Eigentlich möchte ich wie letztes Mal zu den Fischen und zur Halle gelangen, aber heute steht da ein Wärter. "Nein" sagt er, "Unbefugte haben hier keinen Zutritt!" Er hat eine Liste vor sich wo er die Namen der Leute abhakt, die durch das Tor fahren. Es sind vor allem Fischhändler aus der Region, die kommen und in der Halle den frischen Fang direkt von den Fischern kaufen. 
Ich versuche es mit Bettlen, doch es geht nicht, auch wenn ich erzähle, dass ich vor ein paar Tagen am Abend Zutritt hatte, auch nicht, dass ich die einzige Touristin sei und bestimmt niemanden behindern werde. Er bleibt hart, Zutritt verboten. Bevor ich aufgebe, sage ich, dass ich wieder kommen werde, dass ich es wieder versuche. "En otro momento - zu einem anderen Moment", meint er etwas kryptisch, bevor ich endgültig nachgebe.
Also suche ich einen Platz bei den Fischerhäuschen, dort wo die Fischer ihre Utensilien einstellen und versuche, mit einem alten Fischer ins Gespräch zu kommen.
Im Moment werden vor allem Boquerones gefangen, erzählt er, wenig anderes wie Tintenfische und Crevetten. Zur Zeit ist der Fang gering. Ich bin nicht ganz sicher, ob das zu dieser Jahreszeit normal sei, aber er versichert mir, dass im Sommer mehr in den Netzen bleibe. Es gibt Boote für die Nacht und Boote für den Tag. "Das dort ist ein Tagschiff, dieses hier ein Nachtschiff". Leider kann ich keinen Unterschied ausmachen. Und die Verständigung ist unter der Maske wieder einmal etwas schwierig, weil er nicht mehr so gut hört und seinen Dialekt spricht.
Es sind Schleppnetze, mit denen hier gefischt wird. Auf dem grossen Platz hinter den Hütten sind ein paar Netze ausgelegt und zwei Männer sind dabei, diese zu flicken. Mit einem blauen Faden und einem Gerät wie ein Weberschiffchen wird das Netz wieder geflickt. Der junge Mann ist kein Fischer, sein Beruf ist das Flicken der Netze. Gut 80 Meter lang ist das Netz, an dem er gerade arbeitet.
Weiter draussen am Quai sehe ich, wie ein Kran ein sehr grosses Netz aufzieht. Das will ich sehen, ich suche den Zugang zur langen Quaimauer.
Hier komme ich problemlos durch und stehe schon bald bei dem grossen Schiff, wo sich die Mannschaft bereit macht für den Feierabend. "Willst du Fische?" fragt mich einer und weil ich die Frage nicht ganz verstanden habe, sage ich vorsorglich nein. Trotzdem schöpft er ein paar Handvoll kleiner Fische in einen Plastiksack und will ihn mir über die Reling reichen. "No, no, no" wehre ich ab, "was soll ich mit so vielen Fischen? Ich bin ja ganz allein".
Er lacht, schüttelt den Kopf und fragt seinen Kollegen. Der nimmt den Sack gern entgegen. Das müssen mehr als zwei Kilos gewesen sein, so intensiv wollte ich das Fische kochen nicht betreiben. Nehme mir aber vor, in den nächsten Tagen einmal Boquerones in einem Restaurant zu bestellen.
Das grosse Netz, das mit dem Kran herausgezogen wird, enthält noch immer ein paar Fischabfälle, die von ein paar Möven herausgepickt werden. Der junge Mann, der das Netz flickt, erzählt mir, dass es 400 Meter lang sei. Das Netz wird jeden Tag komplett überprüft.
Auf dem Rückweg komme ich an sehr vielen verschiedenen Netzen vorbei. Das grosse dunkle Netz war sehr feinmaschig, im Moment werden Boquerones gefangen, das ist, wie mir Google später erzählt, Sardellen. Kleine silberne Fische, etwas grösser als Sardinen.
Es gibt grossmaschigere Netze, damit werden grösser Fische gefangen, auch sehe ich Gitter, vielleicht Reusen. Was wohl damit gefangen wird.
Am Ufer fallen mir kleine Boote mit grossen Scheinwerfern auf. "Wofür braucht man die?" frage ich einen Fischer, der gerade aus einem ausgestiegen ist. Das sind Begleitboote, die mit ihren starken Lichtern die Fischschwärme anlocken, so dass sie in die grossen Schleppnetze gelangen.
Inzwischen steht die Sonne hoch am Himmel, ich habe für den Moment genug gesehen und schlendere zurück. Bestimmt werde ich wieder kommen, ich sehe jedesmal etwas anderes, komme mit anderen Leuten ins Gespräch. Ganz so einfach wie ohne Maske ist es nicht, aber das ist jetzt eben die dafür, dass ich hier sein kann, nehme ich das gern in Kauf.
Unterwegs kehre ich in einem Restaurant ein und geniesse einen Kaffee, mache mich ein paar Notizen damit ich beim Blog schreiben nichts vergesse.
Es ist fast mitte November und die Sonne scheint noch immer sehr warm. Wenig Leute sind hier im Strandrestaurant, ich glaube zu erkennen, das die meisten spanisch sprechen.
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11/10/2020 0 Comments

Botanico

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Es ist Helgas Vorschlag und natürlich bin ich sofort Feuer und Flamme. Der botanische Garten von Malaga bietet bestimmt eine Menge interessanter Motive für unsere Kameras.
Die Fahrt nach Malaga dauert eine gute halbe Stunde, der Botanische Garten liegt gleich neben der Autobahn. Auf dem Parkplatz stehen drei Autos. Ob wir die einzigen Besucher sind?
"Nein", meint der Mann an der Kasse, "da sind vorhin Leute gekommen". Nun, übervölkert sieht es nicht aus. Wir folgen dem Weg, der direkt in den Dschungel führt. Jedenfalls so kommt es mir vor, als ich die riesigen Bäume mit ihren weit ausgebreiteten Brettwurzeln sehe. Und jetzt ist für mich der Moment für eine Entscheidung gekommen: "Wenn du mir versprichst, mir nicht näher als 2 m zu kommen, dann möchte ich jetzt gern die Maske ausziehen". Ich renne offene Türen ein, es wäre ja zu blöd, hier in der fantastischen Natur mit Maske zu spazieren. Es ist wunderbar, richtig durchzuatmen und durch diesen Dschungel zu spazieren. Es sind Ficus, eine Art Gummibäume, die hier vor über 150 Jahren gepflanzt wurden. Wir befinden sich im ältesten Teil des Gartens. Hier beginnt auch der Weg der 80 Bäume um die Welt. Sie sind alle beschriftet und führen uns tatsächlich durch alle Kontinente. Dei Bäume sind alle angeschrieben, so dass wir einen Moment raten, dann aber nachsehen können, ob wir richtig geraten haben. Wir entdecken alte Bekannte und Bäume, die wir noch nie gesehen haben.
Aber nicht nur die Bäume faszinieren, es gibt auch ganz viele andere Pflanzen. Büsche, Gräser, Blumen. Winzige Blüten an niedrigen Pflanzen, grosse Blüten an laubfreien Bäumen so wie die wunderschöne Ceiba. Wir finden Pflanzen, die uns als  Topfpflanzen bestens vertraut sind. Wie die Philodendren, die um die Bäume wuchern und wunderschöne Blüten produzieren. Oder all die vielen verschiedenen Ficus. Vom Benjamina mit den den kleinen hellgrünen Blättern bis zum Elefantenohr. Natürlich fehlt auch der ganz normale Gummibaum nicht. Oder die Schefflera, die eine spezielle Blüte in den Himmel streckt.
Ein ganzer Bambuswald, rote Geranien, kleine Wasserbecken in denen sich die Pflanzen spiegeln, wir kommen kaum nach mit staunen.
Ein kleiner Weinberg, wo die Trauben verdorrt an den Stöcken hängen und Olivenbäume entdecken wir. Auf einem separaten Platz steht der Jahrhundert-Olivenbaum. Er gehört zu den ältesten Bäumen hier im Park und war schon alt, als man ihn hierher verpflanzt hat.
Wir bewundern die unzähligen verschiedenen Palmen und Palmfarne. In einem Weiher entdecke ich eine Seerose. Die Blätter sind zwar viel kleiner, als ich sie vom Amazonas kenne, aber es muss sie sein: die Victoria Regia.
Natürlich gibt es auch viele Früchte. Eine ganze Sammlung mit Zitronen. Und eine Hibiskussammlung. Da können wir uns beide fast nicht mehr davon losreissen. Die meisten tragen noch Blüten. Gelbe, rote, pastellfarbene rosa Blüten.
Wir haben die Zeit völlig vergessen, als wir in der Nähe des Eingangs an einen Kiosk kommen. Jetzt ein Kaffee und ein Stück Kuchen, das wärs. Es ist eine 'Torta de Zanahoria', eine Rüeblitorte, erklärt die Frau hinter der Theke. Und dass sie diese selber gebacken habe. Ich wusste gar nicht, dass es Rüeblitorte auch in Spanien gibt. Natürlich müssen wir die versuchen und sind begeistert. Nüsse und Rosinen sind drin, und eine dünne Sahnefüllung und viel Zimt obendrauf. Genau das richtige nach dem langen Spaziergang.
Das gibt uns die Energie, auch noch den letzten Teil des Gartens aufzusuchen. Mit dem riesigen Blumenmeer aus vielen verschieden farbigen Begonien. Mit Bananen und Strelizien und einem sehr schönen Weihnachtsstern, der jetzt grad im leuchtenden Rot erblüht.
Der grosse See mit dem kleinen Springbrunnen liegt wie ein Spiegel in der Landschaft und verdoppelt die Herbstfarben der Bäume.
Unsere Augen und Köpfe sind gefüllt mit wunderbaren Farben und Formen, unsere Kameras ebenfalls, nur die Akus sind leer. Nach meinem Erlebnis im Vogelpark von Iguazu* habe ich jetzt meistens eine Powerbank dabei, aber Helga braucht unbedingt noch einen Zusatztank für ihr Handy.
Also halten wir auf dem Rückweg noch kurz beim grossen Einkaufszentrum in Torrox an und ab sofort kann uns kein leerer Akku mehr aufhalten. Und eine Hülle, damit ich mir mein Handy um den Hals hängen kann, finde ich hier auch noch.
Auch Lebensmittel gibt es hier, so füllen wir also auch noch unsere Kühlschränke auf. Wir sind wieder bestens versorgt für die nächsten Tage.
*Für die, die mein Iguazu-Abenteuer nicht kennen, hier der Link dazu.  :-)
www.umdiewelt.de/t9498_13
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    Beatrice Feldbauer. Mein Motto: Lebe deinen Traum!

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