Bison
  • Home
  • Perureise 2023
  • Daten und Kosten
  • Blog - Reiseberichte
  • Blog 2020
  • Peru-Videos
  • Kolumbien-Videos
  • Argentinien-Videos
  • Dubai-Videos
  • Indien-Videos
  • Bali-Videos
  • Buch: Falco
  • Buch: Regenzeit
  • Shop
  • Home
  • Perureise 2023
  • Daten und Kosten
  • Blog - Reiseberichte
  • Blog 2020
  • Peru-Videos
  • Kolumbien-Videos
  • Argentinien-Videos
  • Dubai-Videos
  • Indien-Videos
  • Bali-Videos
  • Buch: Falco
  • Buch: Regenzeit
  • Shop
Search by typing & pressing enter

YOUR CART

10/31/2020 0 Comments

Cordoba

Picture
Picture
Picture
Picture
Auch heute peile ich wieder einen Punkt von meiner Bucket List an. Die Mezquita in Cordoba, diese arabische Moschee mit ihren über 800 Säulen ist einfach ein 'Must-see' wenn ich schon in Andalusien bin.
Zwar ist es eine lange Fahrt über eine einsame Autobahn. Ich scheine tatsächlich wieder fast allein auf der Welt zu sein. Vor mir liegen endlose Olivenbaumplantagen. Möchte nur wissen, wer die alle erntet, vom essen gar nicht zu reden. Immerhin brauche ich meistens spanisches Olivenöl. An einer Tankstelle halte  ich an, um mir einen Kaffee zu besorgen und bin fast überrascht, dass jemand hinter der Kasse steht. Ob der jetzt den ganzen Tag auf mich gewartet hat? Er macht mir einen Cappuccino to go und schon bald bin ich wieder unterwegs.
200 km durch eine weite hügelige Landschaft, der Sonne ausgesetzt, trocken. Oliven in Reihen über alle Hügel hinweg. Junge Bäume, ältere Bäume, abgeerntete strohgelbe Felder, verbrannte Erde. Manchmal ein paar Häuser, weit entfernt weisse Dörfer. Ich fahre die vorgeschriebenen 120 Stundenkilometer. Nach knapp zwei Stunden erreiche ich mein Ziel: Cordoba.
Bei der Mezquita gibt es eine Parkgarage, ich bin am Ziel.
Beim kurzen Spaziergang treffe ich auf die Pferdekutschen. "Willst du eine Fahrt machen, ich zeige dir die Stadt?" "Ich bin allein unterwegs, ich glaube, das ist mir zu teuer". Meine Absage ist nicht ganz überzeugend, er hakt nach, will mir einen speziellen Preis machen.
"Also, ich gehe jetzt erst in die Mezquita, lasse mir da ganz viel Zeit, und wenn du dann noch hier stehst, machen wir die Fahrt." Er beteuert mir, dass er bestimmt noch hier stehen wird und wenn ich mir die leeren Strasse hier vor den dicken Mauern der Moschee ansehe, bin ich auch überzeugt, dass kaum ein Tourist vorbei kommen wird.
"Bin ich die einzige in der Moschee?" will ich vom Mann an der Kasse wissen. "Vor einer Viertelstunde sind ein paar Leute gekommen, aber viele sind bestimmt nicht drin," meint er.
So ist es dann auch. Zuerst kommt mir der riesige Raum dunkel vor. Düster nach dem strahlenden Sonnenlicht draussen. Doch dann gewöhnen sich meine Augen an die Dunkelheit und die wunderschönen Bogen tauchen auf. Und hören überhaupt nicht mehr auf. Die wenigen Besucher verschwinden hinter den Säulen, Es ist ruhig hier drin. Andächtig.
Ich staune, ich wandere unter den Säulen, ich knipse und ich geniesse die Ruhe. In die Mitte der Moschee, die die grösste der Welt sein soll, haben die Spanier eine Kathedrale gebaut. Was für ein Affront. Was für ein Machtgehabe. Und trotzdem, die Einheit ist schön. Überall wurden Altare gebaut. Einen kleinen Raum mit vielen wertvollen Kelchen, Kreuzen und anderen Schätzen gibt es ganz hinten. Ob all das Gold wohl aus Peru stammt, von den Inkas, die den Eroberern Räume voller Gold überliessen, um den Inka-Herrscher loszukaufen, nur damit der am Schluss doch umgebracht wurde. Es ist so vieles ungerecht auf dieser Welt. Die Geschichte ist voller Räubergeschichten, voller Gräuel, so dass unser jetziges Leben fast schon simpel scheint. Wenn da nicht grad ein Corona-Virus unterwegs wäre und Amerika vor einer unsicheren Wahl stehen würde. 
Ich lasse alle anderen Gedanken los, geniesse die Ruhe in dem riesigen Raum. lasse mich treiben.
Als ich zurück zu den Kutschen komme, hat sich Antonio grad unter seinem Hut zu einem kleinen Schläfchen zurückgezogen. Doch er ist sofort wieder wach und hocherfreut, dass ich zurück gekommen bin.
Und los geht es mit einem PS durch das andere Cordoba. Durch die schmale Strasse, wo ganz viele Boutiquen und Restaurants auf die nicht vorhanden Gäste warten. Kleine vergitterte Fenster mit Blumen dahinter, Balkone, weisse Wände, gepflasterte Strasse. Er zeigt mir, wo es schöne Innenhöfe gibt. "Du musst im Mai wiederkommen, da gibt es einen Wettbewerb und der am schönsten geschmückte Hof wird prämiert", meint Antonio. Er zeigt mir Kirchen, Plätze. Regina und Magdalena bleiben mir im Gedächtnis, weil ich Freundinnen mit diesen Namen kenne.
Wir kommen zum Fluss, der wenig Wasser führt. Guadalquivir kommt aus dem Arabischen, es heisst Rio Grande, grosser Fluss. Tatsächlich ist es der fünftgrösste Spaniens. Früher war er vom Meer her bis nach Cordoba beschiffbar, heute kann man nur noch bis Sevilla auf dem Seeweg fahren.
"Cordoba war das Zentrum der maurischen Kultur, der Sitz des Herrschers". Der Stolz schwingt in der Stimme von Antonio. "Ja, auch Granada mit der Alhambra war wichtig", winkt er meinen Einwand ab. "Aber Cordoba war das Zentrum". Nach einer Stunde sind wir zurück beim Ausgangspunkt. Ich bezahle den normalen Preis. Es kann ja nicht sein, dass ich bei seiner  einzigen Fahrt des Tages noch den Preis drücke. Wir freuen uns beide.
Danach kehre ich zurück zum Fluss mit der römischen Brücke. Das Licht der tief stehenden Sonne ist ideal für Fotos. Ich bummle noch einmal durch die schmale Gasse, durch die ich mit der Kutsche gefahren bin. Im blumengeschmückten Patio de Maria kehre ich ein und bestelle ein Nachtessen. Bestelle Rabo de Torro, ohne zu wissen, was es ganz genau ist. Es schmeckt wunderbar, das Fleisch löst sich problemlos vom Knochen. Es wurde lange geschmort, wie mir Maria versichert. Erst später finde ich es heraus. Ochsenschwanz war es und es ist eine Spezialität von Cordoba.
Als ich zurück zum Parkhaus spaziere, leuchten in den Gassen die antiken Strassenlampen. Vor einer Kneipe sitzen viele junge Leute, einer spielt Gitarre.
Über dunkle Autobahnen bin ich in zwei Stunden zurück am Meer. Cordoba bleibt auf meiner Bucket List, soviel ist sicher. Es bleibt ein Sehnsuchtsort, genau wie die Alhambra.
0 Comments

10/30/2020 1 Comment

Frigiliana

Picture
Picture
Direkt hinter Nerja in den Bergen liegt Frigiliana. Ich habe eine Erinnerung an weisse Häuser, schmale Gassen und dass es im Sommer hier etwas kühler ist, als an der heissen Küste.
Darum, und weil es so schön ist, gibt es hier auch sehr viele Ferienhäuser, Zweitwohnungen von Ausländern.
Bald erreiche ich das Dörfchen und suche einen Parkplatz. Weil ich das Gefühl habe, resp. erst zu spät sehe, dass der Parkplatz auf dem ich mein Auto abgestellt habe, für Einheimische gedacht ist, fahre ich noch einmal los, will umparkieren und bin unverhofft in der schmalen Gasse. 
Komme ich da wieder hinaus? Geht es da überhaupt weiter? War da ein Verbotsschild? Es ist zu spät für all die Fragen, ich muss vorwärts fahren, rückwärts geht kein Weg. Ich habe das Gefühl, die Gasse wird immer enger, der Boutiquebesitzer, der grad die Kleider vor seinem Laden neu ordnet, schaut mir etwas verstört hinterher. Und da ist ein junges Mädchen vor mir. Sie hat mich gesehen, sie könnte stehen bleiben, dann wäre ich an ihr vorbei. Aber nein, sie geht vor mir her. Ich im Schritt-Tempo hinterher. Endlich, vor der Kirche macht sie einen Schritt zur Seite, ich bin vorbei. Aber noch immer ist die Gasse nicht zu Ende. Manchmal steht da ein Auto. Es wird also einen Ausgang geben, es muss einen Ausgang aus dem Dorf geben. Tatsächlich, endlich bin ich draussen, da gibt es wieder Parkplätze. Zwar sind alle besetzt, aber das ist mir jetzt völlig egal. Ich fahre auf der Hauptstrasse zurück in Richtung Parkhaus, das ich Eingangs Dorf tatsächlich gesehen habe. Irgendwo stelle ich mein Auto ab, werde jetzt nur noch zu Fuss gehen. 
Und dann kommt mir meine Bordkamera in den Sinn. Ob sie das alles aufgenommen hat? Das wäre eine Wucht.
Sie hat, und das Ergebnis ist meine Fahrt in 4-facher Geschwindigkeit. Dass es aussieht, als ob ich die junge Frau durchs Dorf gejagt habe, ist eine optische Täuschung.
Ich schlendere durchs Dorf. Es geht verwinkelte Treppen hinauf und gleich wieder hinunter. Und überall diese wunderschönen grafischen Dekos auf dem Boden. Sorgfältig mit kleinen Steinen gestaltet. Und erst die Blumentöpfe. Ganze Gärten haben die Leute in ihren Töpfen. Kleine Palmen, Farne, Kaktusse, Büsche, Clivien, Geranien und ganz viele andere Blumen samt kleinen Bäumen. Eine wahre Pracht, ich weiss gar nicht, wo hinsehen. Dieses Dorf ist einfach wunderbar. 
Und es ist kaum jemand unterwegs. Ein paar Leute, die hier wohnen, aber keine Touristen. Auf der Aussichtsterrasse sind ein paar Restaurants offen. Ich kehre im Sacristan ein. Auch hier ist die Speisekarte als Scan-Code auf dem Tisch.  Das scheint sich hier tatsächlich überall durchzusetzen. Ist auch ganz einfach. Handykamera draufhalten, schon öffnet sich die HP des Restaurants. Ganz ohne Scancode-App. Das funktioniert sogar mit der Foto, die ich vom Code aufgenommen habe. Sie können sich gern selber vergewissern.
'Cazpacho andaluz', die kalte Tomaten/Gurkensuppe schmeckt wunderbar. Die fritierten Auberginen mit Frigiliana-Honig schmeckt zwar auch sehr fein, ist aber einfach viel zu viel und ausserdem ziemlich fettig. Die Portion hätte als Aperobeigabe für eine ganze Gruppe gereicht.
Nach dem Kaffee mache ich noch einen Verdauungsspaziergang durch das Dörfchen. Ich kann mich fast nicht trennen von dem wunderschönen Ort. Von den gepflegten Treppen, den verwinkelten Gässchen, den sorgfältigen Ornamenten am Boden. Ich weiss wieder einmal gar nicht, wohin sehen, was aufnehmen. Ich versuche Augen und Kamera mit den vielen Eindrücken zu füllen.
Auch ein paar Blumen fange ich ein und da ist sogar eine dabei, die ich noch gar nie gesehen habe. Ausserdem muss ich noch die gestrickten Yucca-Schützer fotografieren. Sie sind witzig und sehr kreativ.
Es war wieder ein wunderbarer Ausflug. Ich würde jederzeit wieder hierher fahren um die Erinnerungen neu aufzufrischen.
1 Comment

10/26/2020 1 Comment

Trevelez

Picture
Picture
Picture
Picture
Picture
Picture
Mein heutiges Ziel liegt weit oben in der Albujara, im Nationalpark der Sierra Nevada. Trevelez ist ein kleines Dorf mit knapp tausend Einwohnern. Es ist eines der höchstgelegenen Dörfer von Spanien und bekannt für seine trockene Luft. 
Ich fahre noch einmal über die Autobahn bis Motril und dann Richtung Berge, genau wie vorgestern, als ich nach Granada unterwegs war. Aber diesmal zweige ich vor dem Stausee ab und folge der kurvenreichen Bergstrasse. Es ist ein weiter Weg, Die Strasse folgt der Topografie. Nur im ersten Teil gibt es neue Brücken, die Tobel überwinden, später verläuft die Strasse dem Hang entlang ins Tal und auf der anderen Seite wieder aus dem Tal heraus. Ich fahre durch kleine Dörfer, durch Olivenhaine, komme durch Pinienwälder. Immer höher. Je höher ich komme je mehr verändert sich die Vegetation. Jetzt sind es trockene Gräser, Disteln, Agaven und Stechginster. Mir fällt auf, dass viele der Pflanzen ziemlich spitzige und harte Stacheln haben. Sie schützen sich dagegen, gefressen zu werden. Vorher gab es Orangen, einzelne Feigenbäume, Kastanien, Eicheln. Die Eicheln sehen zwar so aus, wie ich sie kenne, aber die Blätter sind ganz anders. Ob das die Eichenwälder sind, in denen die Schweine leben, von denen der besten Schinken stammt, der 'Pata negra' - schwarzer Fuss. Weil die Schweine oft im Matsch stehen. Das ist hier allerdings kaum möglich, denn die Erde ist staubtrocken. Einmal sehe ich eine riesige Kastanie. Da muss ich anhalten. Muss sie von nahem ansehen und fotografieren. 
Die Strasse ist schmal, es gibt nur wenig Ausstellplätze. Aber fast immer wenn einer kommt, halte ich an, geniesse die Aussicht hinunter ins Tal mit seiner verschlungenen Strasse. Alles was ich hier unten an Strasse sehe, bin ich gefahren. Dort die Schlaufe um den Berg und auf der anderen Seite noch einmal in einem grossen Bogen um den Berg herum. 
Und dann sehe ich es, das Dorf Trevelez. Eines dieser kleinen weissen Dörfer. Nur geht es hier um Schinken, ausschliesslich um Schinken. Hierher wird er aus ganz Spanien gebracht. Hier hängt er an der trockenen Luft. Zwei Jahre lang. Ich hoffe nur, dass mir kein Lastwagen entgegenkommt. 
Tatsächlich kommt einer, als ich auf dem Ausstellplatz vor dem Dorf stehe und einen ersten Blick auf das Dorf in die Kamera banne. 
'Jamon de Trevelez - Gran Reserva' steht auf einer Hausfassade. Hier reift der Schinken wie guter Wein. Ich parkiere auf dem Dorfplatz. Möchte etwas trinken, eine Toilette. "No", sagt die Frau, die die Tische bewacht. Auf was sich ihr No bezieht, weiss ich nicht so genau. Einen Blick hinein werfen darf ich nicht, auf die Terrasse ebenfalls nicht gehen und die Toilette wird gerade geputzt. Da, am äussersten Tisch an der Sonne dürfte ich Platz nehmen. 
"Dann lass es!" Ich werde selten ärgerlich, hier bin ich es. Verwerfe die Hände und gehe weiter. So dringend war es nicht, ich kann gut noch ein wenig durch das Dorf spazieren. Dabei entdecke ich die witzigen gehäkelten Überzüge für die Blumentöpfe. Der Laden, vor dem sie stehen, ist geschlossen. Auch sonst ist alles geschlossen. All die Shops wo Souvenirs und Schinken verkauft werden, sind zu. Auch die Restaurants. Nur eines ist offen. Vier alte Männer sitzen davor, teilen sich einen Teller Schinken und plaudern. 
Ich setze mich in gebührendem Abstand, bin der einzige Gast. Auf dem Tisch ist die Menukarte als digitaler ScanCode. Ich öffne die Karte mit dem Handy, aber bevor ich sie studieren kann, kommt die Serviertochter.
"Eine Portion Schinken, ein Glas Weisswein und ein Wasser", dann suche ich die Toilette.
Als ich wieder zurück will, kann ich die Türe nicht öffnen. Die Türfalle lässt sich nicht bewegen. Ich drücke sie herunter, nach oben, ziehe an der Türe, drücke sie. Sie macht keinen Wank. Der kleine Riegel, mit dem ich die Türe geschlossen hatte, ist offen, aber die Türe lässt sich nicht bewegen. Und jetzt? 
Ich hab doch noch die Menukarte auf meinen Handy geöffnet, wenn ich Glück habe, steht da die Telefonnummer drauf. Tatsächlich, da ist sie. Ich rufe an und höre draussen an der Theke das Telefon klingeln, höre wie die Serviertochter drangeht. "Digame!". 
Wir müssen beide lachen, als sie mich aus der Toilette befreit. Die Türfalle lässt sich gar nicht bewegen, ich hätte nur herzhafter ziehen müssen. 
Mein Schinken schmeckt fantastisch. Langsam finden sich jetzt noch ein paar weitere Leute ein. Sie sitzen vorne an der Sonne unter den Sonnenschirmen. 
Bevor ich zurück zum Auto gehe, versuche ich, einen Blick in einen der grossen Lagerräume zu werfen. Er ist voller Schinken. In jedem Lokal hängt er. In den Souvenirläden genauso wie in jeder Gaststube. Und wahrscheinlich auch in all den hohen Häusern, die an den Hang geklebt sind. 
Für den Rückweg wähle ich die leicht kürzere Strecke und komme bei Orgiva vorbei. Hier hatten wir uns vor Jahren für ein Grundstück interessiert. Das heisst, eigentlich ging es uns nur um das alte Haus, aber der Bauer, dem das Land gehörte, bestand auf der ganzen Liegenschaft. Auf der riesigen Orangenplantage. Orangen, Zitronen, Mandarinen, ein paar Feigen und Granatäpfel waren da und ich möchte nun wissen, was mit dem Gelände passiert ist. Wurde es überbaut? 
Ich finde das Tor, es steht offen. Dahinter gibt es eine weisse Mauer und ein zweites Tor. Und drinnen steht das Haus wie damals. Renoviert, umgebaut, aber in der Struktur noch immer gleich. Mit dem grossen runden gepflasterten Platz davor. In der neuen Mauer wurde extra ein Teil ausgespart für den alten Olivenbaum, damit der ungehindert seine Äste strecken kann. Das gefällt mir, da wurde tatsächlich renoviert und nicht zerschlagen. Daneben gibt es ein zweites neues Haus. Mit einer Mauer aus Natursteinen. Diskret  versteckt hinter den alten Bäumen.
Ich fahre weiter, halte noch einmal an. Diesmal um die Aussicht über den Stausee zu bewundern. Die Staumauer war damals im Bau, als ich vor fast 20 Jahren das letzte mal hier war. Jetzt liegt der See smaragdgrün vor mir. 
Picture
1 Comment

10/25/2020 2 Comments

Corona

Picture
Picture
Picture
Picture
Picture
Eigentlich ging es ziemlich lange, bis sie kamen. Die Fragen. Und plötzlich kamen sie auf allen Kanälen:  Was ist mit Corona? Warum kannst du so locker unterwegs sein?
Meine Antwort ist simpel: weil ich es will.
Ich will mich nicht von einem Thema beherrschen lassen, und schon gar nicht von Angst. 
Ich habe grossen Respekt und weiss dass ich hier gesund bleiben muss. Dass ich in Quarantäne muss, wenn ich aus Spanien zurück kehre, das wusste ich, das konnte ich locker in Kauf nehmen. Denn wovon ich zur Genüge habe ist Zeit. Und ich kann auch sehr gut ein paar Tage, sogar Wochen im Haus bleiben. Das habe ich mir während des Lockdowns in meiner leeren Wohnung bewiesen. Meine Freiheitsrechte werden dadurch nicht beschränkt, denn meine Freiheit ist nicht nur im Äusseren. Wenn es darum geht, mich und andere zu schützen, trage ich auch eine Maske. Auch wenn ich sie lästig finde und mir die Brille immer beschlägt. So what? Das ist doch Peanuts wenn es darum geht, gesund zu bleiben und andere zu schützen. Jedenfalls für mich. 
Spanien hat vor ein paar Wochen den allgemeinen Notstand ausgerufen. Das heisst Ausgangsverbot von Mitternacht bis sechs Uhr morgens. Um die Zeit bin ich nie ausser Haus. Ausserdem darf man nicht in Gruppen von mehr als fünf Personen unterwegs sein. Bin eh immer allein, also kein Problem. Dazu kommt die absolute Maskenpflicht. Auch am Strand, auch beim Spazieren, auch wenn mir grad niemand entgegen kommt, die Maske bleibt auf. Wäre ja auch viel zu umständlich zu erklären, wann man darf, und wann nicht. Ich kann das Thema also nicht ignorieren, bin ihm tagtäglich ausgesetzt. 
Aber es ist nicht mein Hauptthema. Lieber geniesse ich die schönen Orte, die ich besuchen kann. Natürlich höre ich täglich die Nachrichten, sogar im SRF. Ich habe Radio und Fernsehen. Und ich sammle Covid-Apps. 
Frankreich hat inzwischen Ausgehverbot. Sani erzählt mir, dass sie eine Erklärung bei sich tragen muss, wenn sie zum Einkaufen fährt. Sie muss eine Begründung haben, warum sie ihr Gelände verlässt. 
Wenn so etwas hier käme, würde ich auch das überleben. Ich bin hier sehr sicher. Esse meistens zu Hause, auch wenn das anhand meiner Fotos einen anderen Eindruck macht. Aber ich zeige die einfachen Menus die ich selber fabriziere nicht im Blog, Meine Spaghetti und meine Schinken/Käse/Eier/Brot-Picknicks will niemand sehen. 
Umso mehr geniesse ich das Essen auswärts.  
Was ich vermisse sind Begegnungen mit Menschen. Die Geschichten, die ich erfahre, wenn ich mit Menschen ins Gespräch komme. Das ist im Moment nicht möglich. Aber auch das kommt wieder. Ich bin in dieser Hinsicht zuversichtlich und warte noch immer auf den Moment, wo ich wieder fliegen kann. 
Nach Südamerika, nach Asien. Schliesslich habe ich mein bisheriges Leben aufgegeben, um zu reisen. Dass meine Reise im Moment durch Europa führt, ist auch in Ordnung. Auch Veränderung habe ich jetzt genug. 
Also, wenn ich das Thema Corona jetzt wieder ruhen lasse, heisst das nicht, dass ich es ignoriere, dass ich mir der Thematik nicht bewusst bin. Ich will es nur nicht zu meinem Lebensinhalt machen.
In dem Sinne wünsche ich all meinen Freunden und Leserinnen, dass ihr alle auf Euch aufpasst. Wir haben es in der Hand, gesund zu bleiben.

Um diesem Blog jetzt doch noch was schönes zu geben, zeige ich die Katzen, die ich heute auf dem Spaziergang angetroffen habe. Sie lagen zwischen den warmen Steinen am Meer und genossen die Sonne, während ich dem Sonnenuntergang zustrebte. Fast jeden Abend gibt es ihn, diesen wunderbaren Moment, wenn die Sonne hinter dem Hügel verschwindet und vorher noch kurz die Welt in einen orangen Schimmer taucht.
Das Sonnenrad steht im Strandrestaurant, das neben dem ausgetrockneten Algarrobo-Fluss in der Nähe meines Blocks steht. Hier habe ich gestern Abend ein feines 'Gambas pil pil' gegessen.
Heute gibt es wieder Picknick zu Hause. Habe ich schon erzählt, dass ich nicht gern für mich alleine koche?
Und hier ist noch ein Videoversuch, den ich mit Musik untermalt habe. Ich finde den Gummiboum-Song witzig, er summt immer in meinem Kopf, wenn ich den riesigen Gummibaum sehe, der neben meinem Block steht.
Viel Spass...
2 Comments

10/24/2020 0 Comments

Alhambra

Picture
Picture
Picture
Picture
Schon der Name hat einen Zauber in sich. Als Kind habe ich irgendwo ein Foto vom Löwenhof in der Alhambra gesehen und der Wunsch, diesen Ort zu sehen, hat mich gepackt. Inzwischen war ich schon zweimal hier, aber trotzdem freue ich mich auf den heutigen Besuch wieder, als wärs der erste.
Die Fahrt in die Berge dauert eine gute Stunde. Früher musste man Wochen im Voraus ein Ticket buchen, wenn man die Alhambra besuchen wollte. Ich kann mir nicht vorstellen, dass das auch jetzt so ist, vertraue auf mein Glück und fahre mit der aufgehenden Sonne los.
Ich erreiche die Alhambra ohne Zwischenfälle gegen zehn Uhr und wie ich erwartet habe, gibt es kein Gedränge an der Kasse. Im Gegenteil. Es ist überhaupt kaum jemand da. An der Kasse muss ich mich ausweisen, die Passnummer wird notiert und dann kann ich die Schranke passieren. Um elf im Löwenhof. Diese Regelung ist noch immer so. Weil der Andrang in der Regel so gross ist und alle zuerst in den Löwenhof wollen, wurden die Zeiten schon lange reguliert und das wird auch jetzt beibehalten.
Es hat aber tatsächlich kaum Leute. Ein paar kleine Gruppen mit Guides, die die Geschichte des Ortes erklären, ein paar wenige individuelle Besucher und das wars dann. Ich kann völlig frei fotografieren, muss kaum warten, bis niemand mehr im Bild ist. Ich nehme mir Zeit.
Durchwandere die Gemächer mit ihren überreichen Ornamenten und Arabesken an den Wänden. Ihren arabischen Schriftzügen, farbigen Keramikplatten, geschnitzten Holzdecken. Tore und Bogenfenster bilden schöne Kontraste, Säulen sind über und über verziert. Menschen gibt es bei all den Verzierungen keine, da es im Islam verboten ist, Menschen darzustellen. 
Im Löwenhof verweile ich etwas länger. Auch hier sind nur ganz wenige Menschen. Es ist ruhig. 
Weiter komme ich zur Orangerie. Hier steht in der Mitte eines Gartens mit niedrigen Buchsbaumhecken und Orangenbäumen ein hoher Brunnen, von dem das Wasser in das niedrigere Becken tropft. Auch hier: Stille und Harmonie.
Beim Eingang zur Zitadelle muss man sich wieder ausweisen mit Pass und Eintrittskarte. Hier steht ausserdem eine Corona-Ampel, damit nicht zu viele Leute oben auf dem Turm stehen. Sie zeigt immer grün, es sind längst nicht zu viele Menschen unterwegs.
Vom Turm hat man eine tolle Aussicht auf die Stadt, hinüber zum Mirador San Nicolas und hinunter zur Kathedrale. 
Zurück auf dem grossen Platz bei der Puerta de las Granadas kaufe ich mir einen Kaffee und ein kleines Sandwich. Sehe den Spatzen zu, die überall nach Brosamen suchen und den Katzen, die sich den Touristen vorsichtig nähern, auf der Suche nach etwas Fressbarem. Sie machen nicht den Anschein, als ob sie am Verhungern wären, weil die Touristen ausbleiben.
Den Palast von Karl V lasse ich heute aus, spaziere lieber durch die Gärten des Generalife mit seinen wunderbar stillen Wasserspieln. Die grossen Wasser-Becken kommen mir vor wie Spiegel. Sie sind völlig glatt, obwohl eigentlich Bewegung darin sein müsste, denn es fliesst immer Wasser hinein und auf der anderen Seite wieder ab.
Überhaupt das Wasser. Schon die Mauren haben die Wasserspiele installiert. Eigentlich kann ich mir nicht vorstellen, dass die kleinen Springbrunnen schon damals so hoch gesprungen sind. Die Gärten vom Generalife sind durchzogen von schmalen Wasserrinnsalen, die neben den Treppenstufen rieseln, in runden Becken sprudeln oder als kleinen Fontänen in lange Becken tropfen. 
Als ich am späten Nachmittag durch die Allee mit den hohen Pinien das Generalife wieder verlasse, habe ich das Gefühl, dass hier einfach alles stimmt, sogar das Unkraut wächst hier wahrschenlich in Harmonie.
Bevor ich das Gelände endgültig verlasse, schlendere ich noch durch den Rosengarten des Hotels, das in der Anlage steht. Hier vervollständige ich meine heutige Blumensammlung. 
Obwohl die Alhambra auf 740 m liegt, gedeihen hier viele exotische Blumen. Und verschiedene Fruchtbäume, deren Früchte ich nicht kenne und deren Blüten ich heute zum ersten Mal sehe.
Dann ist es Zeit für die Rückfahrt. Auf einen Bummel durch die Altstadt verzichte ich, vielleicht komme ich später noch einmal zurück. Es lohnt sich bestimmt, einen zusätzlichen Tag in Granada zu verbringen. 

0 Comments

10/21/2020 3 Comments

Fischer

Picture
Picture
Bei meinem Abendspaziergang zum Sonnenuntergang finde ich den Hafen mit der Fischerhalle wo die Fischerboote anlegen. Ob man da zusehen kann. Der Mann der beim Eingang der Halle, da wo die Fische gefangen und wahrscheinlich direkt an Händler verkauft werden, schüttelt den Kopf. Kein Zutritt!
Wenn wir nicht beide eine Maske anhätten, und wenn der Blick über der Maske nicht so abweisend wäre, was nicht immer den Tatsachen entspricht, das weiss ich von mir selber, würde ich jetzt nachfragen. Vielleicht nur dort in der Ecke stehen, ich möchte nur einen Moment zusehen. Doch unter diesen Umständen kehre ich mich um. Und suche einen Hintereingang, respektive, versuche um die Halle zu gehen und dort an die Mole zu kommen. Und tatsächlich, hier hindert mich niemand. Ich bleibe erst einmal auf genügend Abstand. Sehe den Schiffen zu, wie sie vom Meer her die Mole ansteuern, begleitet von einem Schwarm Möwen.
Das Schiff, das soeben gekommen ist, muss noch einen Moment warten bis das andere fertig ausgeladen ist. Dann fährt das erste weg und das neue legt an. Und bald wird der Fang ausgeladen. Ich kann es nicht so genau sehen, was da ausgeladen wird, aber es sind viele schwere schwarze Plastikkörbe, die die Männer aus dem Boot hieven.
Ich werde mutiger. Nebenan bei der Eismaschine hat jetzt ein anderes Schiff angelegt. Ich frage den Mann, der da die Kontrolle hat. Darf ich zusehen? Er brummt etwas hinter seiner Maske, abweisend scheint das nicht zu sein. Also trete ich näher, passe auf, dass ich in keine Seile und keine Schläuche trete um nicht zu stolpern und auch nicht umgerissen zu werden, wenn sich ein Seil unverhofft strafft.
Jetzt bin ich ganz nahe beim Schiff. Es sind silbern glänzende Fische, die ausgeladen werden. Sardinen? Nein, es ist ein anderer grösserer Fisch, den Namen, den mir der Fischer nennt, kann ich mir leider nicht merken. Korb um Korb wird ausgeladen, manchmal landet ein Fisch im Wasser, dann streiten sich die Möwen darum. Die Körbe werden auf Paletten geladen und zur Halle gekarrt. Ein paar Männer stehen jetzt am Schiff, sie haben einen Plastiksack dabei, wollen offensichtlich Fische kaufen. Fisch direkt vom Schiff. Frischer kann das heutige Abendessen nicht sein.
Ganz am Schluss werden noch ein paar andere Körbe ausgeladen. Darin gibt es schön sortiert, Crevetten oder Tintenfische. Jetzt ist das Schiff leer, die Mannschaft fängt an, das Deck zu schruppen. Wasser spritzt, Fischreste fallen hinten von Bord, die Möwen werden noch aufgeregter.
Die Sonne ist längst untergegangen. Unspektakulär hinter Wolken. Und ich habe Hunger. Auf dem Rückweg kehre ich in einem Boulevard-Restaurants ein und bestelle eine Dorade vom Grill. Leider gibt der Wirt als Beilage ein paar Champignons dazu. Das kann ja wohl nicht wahr sein. Als ich mit ihm ins Gespräch komme und er mir auf mein Spanisch immer in Englisch antwortet, merke ich, dass ich es nicht mit einem Spanier, sondern mit einem Belgier zu tun habe. Darum wohl die völlig überflüssigen Champignons.
Picture
3 Comments

10/20/2020 0 Comments

Nerja

Picture
Picture
Picture
Picture
Nach drei Tagen wunderbarem Sonnenschein bleibt die Sonne heute hinter den Woken versteckt. Warm ist es aber trotzdem und ich finde, dass das genau der richtige Moment für einen ersten Ausflug ist. Ganz in der Nähe liegt der kleine Ort Nerja, den ich von früheren Aufenthalten kenne. Dahin will ich heute.
Es sind nur 15 Kilometer entlang dem Meer und schon bald bin ich in Nerja. Das Parkhaus, in dem wir früher unser Auto eingestellt hatten, finde ich nicht mehr. Auch hier lassen mich meine Erinnerungen im Stich. Entweder gibt es viele neue Strassen und Häuser, oder es ist einfach zu lange her. Meine schlechte Orientierung tut da bestimmt noch ihr übriges dazu. Irgendwo finde ich einen Parkplatz und schlendere Richtung Zentrum. Bald sind mir die Strassen vertrauter und so stehe ich kurz darauf auf dem Balcon de Europa. Diesem grossen Platz mit der im  Boden eingelassenen Windrose. Hier bin ich schon früher oft gesessen und habe hinaus aufs Meer gesehen, geträumt vom Reisen, geflirtet mit Alfonso VII, der hier eisern steht und auch jetzt keine Augen für mich hat. Obwohl ich fast allein hier bin.
Der kleine Strand unter dem Balcon ist leer. Einzig eine Frau sitzt da im Badekleid und wartet auf Sonnenstrahlen während ihr Mann mit einem Ball jongliert. Bei den Strelizien macht ein Fotograf ein Fotoshooting.
Hoch oben in den Palmen keifen die Papageien. Auch hier haben sie sich anscheinden vermehrt, nehmen ihr angestammtes Terrain wieder ein. Übernehmen den Lärm, nachdem es mit den Touristen ruhig geworden ist.
Im Cafe bei der Kirche sitzen ein paar wenige Leute aber als ich die schmale Gasse laufe, begegne ich kaum jemandem. Wie ausgestorben wirkt der Ort. Viele Geschäfte sind geschlossen. Einige hübsche Boutiquen trotzen den Widrigkeiten und haben ihre Verkaufsstände hinaus auf die Strasse gestellt. Lederwaren fallen mir auf. Handtaschen, Gürtel,  Jacken. Aber auch luftige Sommerkleider, farbige Tücher, Souvenir mit Nerja aufgedruckt. Und natürlich die farbigen spanischen Flamencokleider. Für kleine Mädchen.
Über den Gassen sind Tücher gespannt. In der Sommerhitze würden sie Schatten geben. Heute ist das nicht nötig.
Vor einem italienischen Restaurant steht ein gelbes Fahrrad. Witzig geschmückt. Und daneben steht ein freundlicher Kellner. Was es ist, das mich anzieht, kann ich nicht ganz sicher bestimmen, aber ein Blick in das Lokal zeigt mir einen kleinen Hof, wo aufgedeckt ist. An den Wänden hängen kleine Blumentöpfe mit Geranien.
Der Keller bringt mir die Karte, das heisst er stellt die schwarze Tafel auf einen Stuhl und ich kann die mit Kreide aufgeführten Angebote auswählen. Nicht viel ist es, aber ich nehme an, dass alles frisch gekocht wird. Jedenfalls schmecken meine Tagliatelle mit Crevetten und Muscheln sehr fein. Und vorher gibt es sogar noch einen Gruss aus der Küche.
Danach bummle ich noch ein wenig durch die Gassen auf der Suche nach interessanten Sujets. Nach schönen Blumen und kreativen Bodendesign. Sie sind typisch hier, diese Steine, die in grafischen Mustern in den Boden eingelassen sind. Für mich sind sie immer eine Inspiration, selber einmal so etwas auszuprobieren. Gemacht habe ich es allerdings noch nie, aber man könnte...
Auf dem Rückweg halte ich beim Parkplatz an, wo ich auf der Hinfahrt die Tulpenbäume gesehen habe. Mich faszinieren diese Bäume schon immer, aber noch nie konnte ich die Blüten von so nahe fotografieren, weil die Bäume meistens viel höher sind. Sind sie nicht faszinierend, diese grossen Tulpenblüten mit ihrer leuchtenden Farbe.
Picture
Picture
0 Comments

10/19/2020 0 Comments

Algarrobo-Costa

Picture
Picture
Picture
Picture
Picture
Da bin ich jetzt also, in einer Wohnung direkt am Meer. Absolut ideal, um mich ein paar Tage zurück zu ziehen.
Zuerst gehe ich einkaufen. Genau wie in Kurnia habe ich eine eigene Küche. Bin also nicht auf Restaurants angewiesen. Auch wenn ich keine grosse Köchin bin, Spaghetti bringe ich zustande. Und Brot mit Schinken oder Käse und ein paar Trauben sind auch immer gut.
Ausserdem lese ich viel, noch immer habe ich ein paar Bücher, die ich mitgebracht habe und natürlich stöbere ich auch in der Wohnung das eine oder andere Buch auf. Denn das liebe ich. Unerwartete Bücher zu lesen. Etwas, das ich nicht auf Empfehlung gekauft habe, sondern, was zufällig mich findet. Oder umgekeht.
Und selbstverständlich bin ich noch immer mit meinen eigenen Texten beschäftigt. Auch wenn ich den Drucker diesmal im Auto gelassen habe.
Ich habe den absolut genialsten Arbeitsplatz, den ich je hatte. Mit direktem Blick auf die Wellen, aufs Meer. Es ist jeden Tag anders. Tiefblau soweit ich sehen kann, oder wild, mit schäumenden Wellen. Wenn ich das Fenster öffne kann ich sie hören.
In den Palmen zwitschern Vögel. Ich versuche sie zu erkennen. Es sind kleine grüne Papageien, Sittiche. Sie scheinen hier zu wohnen, auch wenn ich keine Nester erkennen kann. Es sind viele, sehr viele sogar und manchmal machen sie einen Höllenlärm. Springen von einem Blatt zum anderen, klettern über die Früchte, fliegen von Palme zu Palme. Sie sollen sich in den letzten Monaten stark vermehrt haben, lese ich im Internet. Ob das mit dem Fernbleiben der Touristen zu tun hat, oder ob das einfach eine Frage der Zeit ist, kann ich nicht erkennen. Aber es scheint ein Phänomen zu sein, das in ganz Spanien auftritt. Mich stören sie nicht, auch wenn sie manchmal tatsächlich sehr laut werden.
Ich spaziere auf der Promenade am Meer. Kaum jemand ist unterwegs. Und wenn ich jemanden treffe, sind die Menschen hinter Masken. In Spanien ist Maskenpflicht. Absolut und überall. Sogar am Strand. Nur im Restaurant, wenn man sitzt, darf man sie ablegen. Aber sobald man aufsteht, gilt es, sie wieder aufzusetzen.
Natürlich ist die Maske lästig, meine Brille läuft ständig an, aber ich gewöhne mich daran. Was ich vermisse ist der Kontakt mit Menschen. Hinter der Maske sieht man kein Lächeln mehr. Die Menschn sehen sich kaum mehr in die Augen, grüssen sich kaum. Ob es Touristen sind, die hier leben? Ausländer, die ihren festen Wohnsitz in Spanien haben? Oder vielleicht doch Spanier? Durch die Maske gibt es kein Erkennen. Das ist es, was mir fehlt.
Meine Freundin hat mich gewarnt, als sie mich in ihre Wohnung eingeladen hat: pass auf, dass du da nicht vereinsamst. Das Wort beschäftigt mich noch eine Weile. Vereinsame ich, wenn ich allein bin? Ich bin schon ziemlich lange allein, auch wenn ich oft unter Menschen bin. Aber ich versuche sehr bewusst, nicht einsam zu werden. Durch Facebook bin ich täglich mit vielen Menschen in Kontakt. WhatsApp, Telefon, Chats. Es gibt viele Möglichkeiten, sich mit anderen auszutauschen. Ich benutze diese Medien sehr bewusst. Telefoniere, chatte und bin sowieso immer irgendwie in zwei Welten präsent.
Noch immer habe ich täglich Kontakt mit meinen Freunden in Iquitos. Weiss wie es dort jetzt aussieht. Vor zwei Wochen habe ich sogar ein Bild vom ungeborenen Baby eines unserer Guides bekommen. Das hat mich berührt. Der kleine Junge wird in den nächsten Wochen zur Welt kommen. Seine Mama ist ziemlich nervös. Das erste Kind. Und das in der schwierigen Situation in Iquitos. Covid ist zwar im Moment kein Thema mehr. Dafür Armut. Darum habe ich die Eltern beim Aufbau ihrer Firmen-Idee unterstützt. Sie haben in der gröbsten Krise eine Boutique eröffnet. Haben Kleider per Facebook angeboten und die Bestellungen in Iquitos gratis zugetellt. Helfen konnte ich, indem ich Werbung für ihre Angebote im Facebook schaltete. Jede Woche für ein paar Dollars. Es hat funktioniert. Auch wenn ich zuerst fand, dass wohl niemand Kleider kaufen wird, wenn kaum Geld für Lebensmittel vorhanden ist. Doch es gibt überall und immer reichere Menschen. Und alle wünschen sich Normalität. Zuerst waren es nur Anfragen: was kostet dies? Welche Farben habt ihr, welche Grössen?  Mit der Zeit gab es Bestellungen und es scheint, dass die kleine Familie inzwischen davon leben kann. Meine Hilfe wird nicht mehr gebraucht.
Ein anderer Guide, der schon immer mit seiner Frau einen Handarbeitsladen betrieb, musste ebenfalls seine Produktion ändern. Statt Traumfänger für Touristen verkauft er jetzt T-Shirts mit Batikdesign. Etwas, das es in Iquitos vorher nicht gab. Die Technik habe er im Internet gelernt, erklärte er mir. Er brauchte etwas Kapital, um zu überleben und um weisse T-Shirts zu besorgen. Inzwischen läuft sein kleines Geschäft.
Einer hat mir heute geschrieben, er hätte jetzt einen Job bei einem grossen Lebensmittellieferanten. Er liefere Lebensmittel in die kleinen Läden und ein anderer, der mich immer durch den Markt von Belen führte, arbeitet inwischen bei einem Cousin auf dem Feld. Die Leute haben ihr Leben komplett auf den Kopf gestellt, neue Perspektiven gesucht.
Ich schweife ab. Im Hier freue ich mich am täglichen Sonnenuntergang, manchmal, wenn ich früh genug Lust zum Aufstehen habe, am Sonnenaufgang. Manchmal gehe ich im kleinen Restaurant nebenan essen, aber meistens bleibe ich zu Hause. Es geht mir gut, ich fühle mich sehr wohl und privilegiert.
Allein ja, einsam nein.
0 Comments

10/14/2020 0 Comments

Südwärts

Picture
Picture
Picture
Nach dem Frühstück mache ich mich auf den Weg. Bevor ich auf die Autobahn einbiege, fahre ich noch einmal durch eine Orangenplantage. Auch die sind anders als früher als nur einfache Drahtzäune die Bäume schützten. Heute sind sie komplett mit blickdichten Zäunen umgeben. Ich muss ziemlich lange suchen, bis ich irgendwo doch noch nahe an die Bäume komme. Die Orangen sind noch grün, brauchen noch ein paar Sonnentage bis sie im Dezember prall voll und orange zwischen den grünen Blättern leuchten.
Es geht wieder südwärts. Ohne Verkehr, wieder einmal gehört mir die Autobahn fast ganz allein. Daran könnte ich mich gewöhnen.
Viel gibt es nicht zu erzählen von dieser Fahrt. Einzig bei Benidorm fahre ich kurz von der Autobahn, ich will dieses spanische Manhatten fotografisch festhalten. Dieser Ort wächst schon seit Jahren nur noch in die Höhe. Im Gegensatz zum letzten Mal sehe ich allerdings diesmal keinen Kran. Scheint, dass im Moment alle Projekte abgeschlossen sind.
Bei einer Autobahnraststätte mache ich in der Toilette eine lustige Entdeckung. Hinter der Tür ist eine Schrift angebracht und weil ich die so witzig finde, muss ich sie fotografieren.
Da es hier sonst nicht viel zu erzählen gibt, habe ich den Text übersetzt. Hier ist er:
Es gibt viele Leute, die im Badezimmer lesen. Wenn Sie einer von ihnen sind, werden Ihnen diese merkwürdigen Daten gefallen. Wussten Sie, dass die Toilette 1775 von Alexander Cumming erfunden wurde? Er war ein schottischer Uhrmacher mit einem großen Talent für Erfindungen.
Die erste Person, die Toilettenpapier benutzte, war nicht weniger als ein chinesischer Kaiser der Song-Dynastie.
Seife ist eine viel ältere Erfindung als die beiden vorherigen. Sie erschien vor etwa 5000 Jahren und wurde aus Asche, Talg und Pflanzenölen hergestellt.

Nach einer ereignislosen Fahrt, was ja gut ist, erreiche ich am Abend Algarrobo-Costa wo ich voraussichtlich einen Monat bleiben werde. Ich darf die Wohnung einer Freundin benutzen und bin gespannt, ob ich sie finde, ob ich hineinkomme, ob alles in Ordnung ist.
Es ist in Ordnung, und wie. Ich bin tatsächlich im Paradies gelandet. Hätte ich das nicht schon selber gemerkt, hätte es mir das Schild beim Strandrestaurant, wo ich zum Nachtessen einkehre endgültig bestätigt.
Ich habe eine Punktlandung ins Paradies gemacht und werde mich jetzt erst einmal etwas zurückziehen. Genau wie in Vichy, wo ich die erste Woche nur auf dem Gelände verbracht habe, werde ich auch hier die ersten Tage nicht viel unternehmen. Es sind spezielle Zeiten. Ich will ganz sicher sein, dass ich gesund angekommen bin, dass ich keine Viren von einem ins andere Land verbreite. Eine freiwillige Quarantäne sozusagen. Hab ja genügend Zeit.








0 Comments

10/13/2020 0 Comments

Costa Blanca

Picture
Picture
Picture
Heute gehe ich auf Erinnerungstour. Wir hatten knapp 10 Jahre lang ein Haus in Javea. 2001 wurde es verkauft und ich war seither nur noch einmal kurz in der Gegend. Jetzt bin ich gespannt, was sich verändert hat.
Mein erstes Ziel ist der Balcon al Mar. Dort in der Wofgang-Amadeus-Mozart-Strasse stand unser Haus.
Was mir zuerst auffällt ist die hohe Mauer. Einen ganzen Meter ist sie höher geworden als früher. Der zweite Unterschied ist die neue Villa, die direkt vor unserem Haus gebaut wurde. Ein völlig unpassender Beton-Bau für diese touristisch-spanische Siedlung. Interessant, dass diese Bewilligung erteilt wurde. Auch dieses Haus ist völlig abgeschlossen. Abweisend. Man will hier keine Kontakte mehr mit anderen Menschen, man zieht sich in seine eigene Sphäre zurück. Das gilt für alle Häuser hier. Überall sind die Mauern und Zäune gewachsen. Natürlich sind die Häuser nur sehr beschränkt bewohnt. Da braucht man auch keinen Kontakt zu den Nachbarn.
Ich gehe zum Aussichtspunkt, da wo ich oft mt Falco, meinem Hund spazieren ging. Die Aussicht aufs Portichol mit den Felsen im Meer ist geblieben. Auch beim Leuchtturm, den ich als nächstes ansteuere sieht es noch immer gleich aus. Das Restaurant ist noch komplett leer, aber es ist aufgedeckt, man erwartet Gäste. Ich setze mich hinaus auf die Terrasse, bestelle einen Cappuccino, verschicke ein paar Nachrichten an Menschen, die ich jetzt bei mir haben möchte und denke zurück an die guten Zeiten, die wir hier verbracht haben. 
Es war eine gute Zeit, aber sie gehört zur Vergangenheit.
Als nächstes fahre ich nach Calpe. Hier im Hafen waren wir oft zum Fischessen. Täuscht es nur, oder hat es entlang der Küste jetzt noch mehr Tafeln, die auf Supermärkte, Restaurants, Vermietungen und Ausstattungsgeschäfte hinweisen. Die Ausblicke hinaus aufs Meer sind kleiner geworden, die neuen Siedlungen grösser. Calpe erkenne ich kaum mehr. Ich finde die Strasse zum Hafen erst auf den dritten Anlauf und verfahre mich ein paarmal. Es sind sehr viele neue Appartmenthäuser entstanden. Natürlich ist jedes höher als das andere, damit alle die beste Sicht aufs Meer haben. Ich parkiere irgendwo und laufe dem Meer entlang bis ich zum kleinen Badestrand beim Hafen komme.
Hier sind auch die vielen Restaurant die ihr Angebot in den Glasvitrinen anbieten und wo die Kellner die Gäste animieren, einzutreten. Wenigstens das ist geblieben. Zwar fehlt hinter den Masken das breite Lächeln, das Flirten, aber sie geben ihr bestes. Auch das Camion, unser bevorzugtes Restaurant, wo wir im Winter auch schon mal vor dem offenen Feuer gegessen hatten, gibt es noch.
Sardinen zur Vorspeise und Mejiones als Hauptgang. Genauso hab ich mir das vorgestellt.
Zurück fahre ich über Land und auch hier gibt es überall neue weisse Überbauungen. Mein nächstes Ziel ist die Tango-Bar ganz hinten beim Jachthafen von Javea. Hier gibt es einen kleinen Kiesstrand, wo die Wellen den Kies immer wieder ans Ufer stossen und mit dem zurückfliessenden Wasser rieselt der Kies auch wieder zurück.  Dieses regelmässige Geräsch von den rieselnden Steinchen, dieses ewige Meeresrauschen war für mich all die Jahre ein geistiger Rückzugsort wenn es mir nicht gut ging. Hier kamen wir auch oft hin auf einen Krug Sangria. Ich stellte mir gern vor, dass das Kies auch in hunderten von Jahren noch ewig an den Strand geschoben und wieder zurückrieselt. Und jetzt muss ich entdecken, dass vom Kiesstrand nur noch ein kleines Überbleibsel geblieben ist. Nichts ist mit Ewigkeit. Ich glaube heute ist der Tag der relativierten Erinnerungen. Vielleicht sollte man sie einfach dort lassen, wo sie hingehören. In die Vergangenheit.
Ich bleibe einen Moment auf einem der grossen Steine sitzen, dann suche ich die Kirche. Es ist eine spezielle Kirche. Modern und irgendwie eingeklemmt zwischen den alten Häusern Javeas. Was mir an dieser Kirche speziell gefällt, ist ihr Dach. Von innen sieht es aus, als ob ein Schiff darauf stehen würde. Vielleicht ist die Kirche den Fischern und Seefahrern gewidmet.
Zurück nach Denia fahre ich über den Montgo, den Hügelzug, der die beiden Orte Javea und Denia trennt. Es ist Zeit des Sonnenuntergangs, ich fahre ganz hinaus bis zum Aussichtspunkt, von wo man die Bucht von Javea überblicken kann.
Da oben bleibe ich sitzen und warte, bis die Sonne ihre letzten Strahlen über den Hügel hinaus aufs Meer geschickt hat.
Dann fahre ich zurück an den Strand von Denia, wo ich im Hotel noch ein kleines Abendessen bestelle und schon bald in den Federn liege.

0 Comments
<<Previous

    Author

    Beatrice Feldbauer. Mein Motto: Lebe deinen Traum!

    Archives

    Januar 2021
    Dezember 2020
    November 2020
    Oktober 2020
    September 2020
    August 2020
    Juni 2020

    Categories

    Alle

    RSS-Feed